Ein seltenes Himmelsereignis

Derzeit zieht der Merkur von der Erde aus gesehen direkt vor der Sonne vorbei. Das seltene Schauspiel ist in Österreich fast in voller Länge zu beobachten, allerdings - bei gutem Wetter - nur mit Teleskop oder via Livestream von der Kanzelhöhe.

Der Merkurdurchgang beginnt am 9. Mai um 13.12 Uhr (in Wien) und endet um 20.44 Uhr, allerdings geht knapp vor dem Ende bereits die Sonne unter, in Wien um 20.21 Uhr, in Bregenz um 20.42 Uhr. In diesen rund 7,5 Stunden zieht der Planet als kleiner schwarzer Punkt langsam über die Sonnenscheibe, also quasi eine „Mikro-Sonnenfinsternis“.

Merkur benötigt nur 88 Tage, um einmal um die Sonne zu kreisen. Etwa alle 116 Tage stehen Erde, Merkur und Sonne in einer Linie. Da die Merkurbahn aber gegenüber jener der Erde um sieben Grad geneigt ist, wandert er dabei meistens nördlich oder südlich der Sonne vorbei. Nur 13 bis 14 Mal pro Jahrhundert geht es sich aus, dass Merkur direkt zwischen Erde und Sonne steht - und zwar immer im Mai oder November. Der letzte von Mitteleuropa sichtbare Merkurtransit war 2003, den nächsten gibt es am 11. November 2019.

Mit Teleskop und Sonnenschutz

Deutlich seltener als Merkur- sind Venusdurchgänge - zuletzt faszinierten diese in den Jahren 2004 und 2012 viele Beobachter. „Allerdings ist Merkur nur ein Drittel so groß, aber doppelt so weit von der Erde entfernt wie die Venus, deren Transit bereits an der Wahrnehmbarkeitsgrenze des menschlichen Auges lag“, erklärte Alexander Pikhard von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA).

Für die Beobachtung des Merkurtransits ist daher ein Feldstecher mit einer mindestens 30-fachen Vergrößerung oder ein Teleskop inklusive spezieller Sonnenfilter notwendig. Denn Merkur wird nur ein 158stel des Durchmessers der Sonnenscheibe messen bzw. 0,004 Prozent davon abdecken. „Das ist mit freiem Auge nicht wahrnehmbar“, so Pikhard.

„Auf jeden Fall müssen bei der Beobachtung spezielle Sonnenfilter verwendet werden, die im astronomischen Fachhandel erhältlich sind“, betonte der Experte. Andernfalls würden schwerste Augenschäden bis zur Erblindung drohen. Er warnt auch davor, mit einer Sonnenfinsternis-Brille und einem Fernglas das Ereignis zu beobachten - die Sonnenfilter müssten unbedingt vor den Linsen angebracht werden.

Fachkundige Beobachtung

In Österreich wird es zahlreiche Veranstaltungen geben, wo man den Transit unter fachkundiger Anleitung und der notwendigen Ausrüstung beobachten kann. In Wien lädt etwa die WAA ab 13.00 Uhr zur öffentlichen Beobachtung auf die Sofienalpe in Wien-Penzing, der Verein Kuffner-Sternwarte von 13.00 bis 20.00 Uhr in den Augarten beim gleichnamigen Cafe-Restaurant und das Astronomische Büro Wien ins Freiluftplanetarium Sterngarten am Georgenberg bei der Wotrubakirche in Wien-Liesing.

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In Graz werden beim Hauptgebäude der Uni Graz Beobachtungen mit Sonnenteleskopen und im Foyer des Hauptgebäudes ein Live-Stream vom Sonnenobservatorium auf der Kanzelhöhe geboten. In Linz bietet die Linzer Astronomische Gemeinschaft ab 12.30 Uhr Sonderführungen an der Johannes-Kepler Sternwarte. In Klagenfurt kann man an der Sternwarte von 12.00 bis 19.00 Uhr das Ereignis beobachten, in Oberösterreich an der Sternwarte Gahberg. Falls das Wetter nicht mitspielt, kann man das Ereignis auch im Internet mitverfolgen.

Nach Angaben des Vereins Kuffner-Sternwarte hat Johannes Kepler erstmals 1629 einen Merkurtransit berechnet, und zwar für den 7. November 1631. Wegen schlechten Wetters konnten nur vier Personen das Ereignis beobachten, darunter auch der Schweizer Johann Baptist Cysat, der den Durchgang in Innsbruck mitverfolgte. Die Beobachtungen des Merkurdurchgangs lieferten wichtige Informationen zur damals noch recht ungenau bestimmten Merkurbahn.

science.ORF.at/APA

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