„Sind mitten im sechsten großen Massensterben“

Das sechste große Massenaussterben auf der Erde hat begonnen. Davon zeigt sich Jane Goodall überzeugt. Die britische Primatenforscherin und Umweltaktivistin war am Mittwoch in Wien zu Gast.

„Alle großen und viele kleine Arten von Menschenaffen sind gefährdet. Aber auch Nashörner, Elefanten, Tiger und sogar Löwen sterben bereits nach und nach aus“, betonte sie gegenüber der APA.

“Mensch zerstört eigenes Zuhause“

Würden die Menschen mit den Menschenaffen ihre engsten Verwandten zur Gänze ausrotten, hätte das enorme Konsequenzen: „Auch die Wälder verschwänden dann. Das wiederum bedeutet, dass wir keine CO2-Produzenten mehr haben. Es würden sich also noch mehr Treibhausgase sammeln und der Klimawandel würde beschleunigt“, erklärte Jane Goodall, die sich für eine Rede im Rahmen eines Konzertes der Wiener Sängerknaben in der Stadt aufhielt. Halte man sich vor Augen, „dass der Mensch als Geschöpf mit dem größten Intellekt sein eigenes Zuhause zerstört“, sei das umso seltsamer.

Dennoch gibt es einige Aspekte, in denen beispielsweise Menschenaffen Menschen überlegen sind, erklärte Goodall, die im Jahr 1960 damit begann, das Verhalten von Schimpansen zu erforschen. „Sie überbevölkern die Welt nicht. Aber das tun sie natürlich nicht absichtlich. Sie sind auch sehr gute Mütter. Und in Sachen Versöhnung können wir auch viel von ihnen lernen“, betonte sie und zeigte sich im Lauf des Gesprächs auch davon überzeugt, dass die Menschen eines Tages intelligentes Leben im Universum finden werden.

Dennoch optimistisch

„Darauf wette ich. Ich glaube auch an Geschöpfe wie Bigfoot“, erklärte sie und erzählte von einem Aufenthalt bei einem indigenen Volk. „Die Jäger überbrachten dort immer Nachrichten zwischen den verschiedenen Siedlungen. Ich frage sie also, ob sie jemals einen Affen ohne Schwanz gesehen hatten.“ Nach etwa drei Monaten erhielt sie eine Antwort auf ihre Frage. „Fünf von sieben Jägern sagten, sie hätten einen Affen ohne Schwanz gesehen, der aufrecht gegangen ist und ungefähr 1,80 Meter groß war. Und sie konnten unmöglich jemals von Bigfoot gehört haben“, war sie sich sicher.

Beim Blick in die Zukunft zeigte sich die 82-Jährige, trotz vieler düsterer Prognosen, optimistisch. „Ich habe mich entschieden zu glauben, dass es für die Menschheit noch ein Zeitfenster gibt, in dem wir etwas ändern können. Aber ich weiß nicht, ob wir genug Zeit haben“, sagte sie. Dafür gelte es zunächst, einem „materialistischen Albtraum“ zu entkommen, die Herkunft von Waren zu hinterfragen und sich vor jedem Kauf zu fragen „brauche ich das wirklich?“.

Als Schlüssel zur Veränderung sieht sie außerdem die Jugend. „Ich werde den Jugendlichen nicht sagen, was sie tun sollen. Aber wir müssen sie motivieren, denn sie machen den Unterschied“, betonte Goodall. Deshalb liege ihr auch ihr globales, ökologisches und humanitäres Kinder- und Jugendprogramm „Roots and Shoots“, das bereits mehr als 150.000 Mitglieder in über 130 Ländern verzeichnet, besonders am Herzen.

science.ORF.at/APA

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