Wie man auf dem Mars überleben kann

Die geplanten Expeditionen zum Mars sind eine riesige Herausforderung. Was man am Roten Planeten gegen Zahnschmerzen tut, wie man dort wohnt und sich ernähren kann – dem ging eine Konferenz Mitte Juli in Wien nach.

Zahnweh ist auf der Erde schlimm genug, am Mars ohne Zahnarzt im Umkreis von Millionen Kilometern wäre es umso ärger. Mithilfe von Zahntechnikern auf der Erde und 3-D-Druck könnte zahnmaroden Astronauten geholfen werden, erklärte Sandra Häuplik-Meusburger von der Technischen Universität (TU) Wien bei der Tagung.

Arzt auf der Erde, 3-D-Drucker auf dem Mars

„Wenn einem Astronaut ein Stück Zahn ausbricht oder er eine Krone verliert und wegen Schmerzen nicht mehr weiterarbeiten kann, scannt er den Schaden zunächst mit einem Handscanner und schickt das Bild an die Erde“, sagte sie. Dort wird eine Ferndiagnose gestellt und ein Zahntechniker fertigt virtuell einen passenden Zahnersatz an und zusätzlich eine Schiene, um diesen exakt einzusetzen.

Die Daten werden zu dem Marsbewohnern geschickt, sie füttern damit einen 3-D-Drucker, der mithilfe lichthärtenden Kunststoffs bald darauf einen individuellen und professionell designten Zahnersatz ausspuckt. Mit der Anpassschiene wird er vom Astronauten selbst oder einem Kollegen eingesetzt, und das Gebrechen ist Vergangenheit.

Gemeinsam Wohnen auf engstem Raum

Konferenz

Die 46. Internationale Konferenz zu lebenserhaltenden Systemen ICES 2016 fand von 10. bis 14. Juli in Wien statt. Experten diskutierten u.a. über die Lebensbedingungen für Menschen in extremen Umgebungen, wie Fahrzeuge im Weltraum funktionieren und über Lebenserhaltungssysteme.

In einem anderen Projekt begleitet die Weltraumdesignerin und -Architektin die Insassen eines Mars-Wohnexperiments namens Hi-Seas auf Hawaii. Drei Männer und drei Frauen waren dort für ein ganzes Jahr in einer autarken Kuppel mit elf Metern Durchmesser eingeschlossen. Häuplik-Meusburger untersuchte, wie gut sie mit den Bedingungen zurechtkommen, wie man die Architektur des Habitats verbessern könnte und was ihre Probleme in solch eingeschränkten Bedingungen sind.

Die Probleme in solch einem Habitat sind ähnlich wie in einer Wohnung auf der Erde, nur dass man ihnen dort nicht einfach ausweichen kann. „Wenn etwa zwischenmenschlich ‚dicke Luft‘ herrscht, kann man diese nicht so schnell auslüften“, sagte sie. Für einige Zeit eigene Wege gehen ist auf so eingeschränktem Raum ebenso unmöglich, wie ein kleiner Trip nach draußen, um den Kopf freizumachen.

Wichtig seien private Rückzugsgebiete, aber auch Bereiche, wo alle zusammensitzen, diskutieren, feiern und miteinander dinieren können. Die perfekte Planung sollte außerdem genügend Flexibilität zulassen, so die Weltraumarchitektin.

Gewächshaus soll Ernährung sichern

Ganz zentral ist die Sicherung der Ernährung im Weltall. In dem EU-Projekt „Eden ISS“ entwickeln Wissenschaftler ein Gewächshaus, das auch am Mond oder Mars funktionieren soll. Ab Dezember 2017 wird es in der Antarktis erprobt, vorgestellt wurde es ebenfalls bei der Konferenz in Wien.

Modell von Eden ISS

Liquifer, DLR

Modell von Eden ISS

Unter Federführung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind 13 Organisationen an dem Projekt beteiligt, darunter auch die Wiener Weltraum-Architekturplattform Liquifer. „Wir wollen die Technologien testen, die man braucht, um Pflanzen im Weltall anzubauen, damit wir auf Langzeitmissionen Astronauten mit Gemüse versorgen können“, sagte Paul Zabel von der DLR.

In einem speziellen Container (rund zwölf Meter lang, 2,5 Meter breit und knapp drei Meter hoch) sollen unter ähnlichen Bedingungen wie auf einer Weltraumstation Pflanzen bei künstlichem Licht und mit Nährstofflösungen aufgezogen werden. „Unser Ziel ist es, auf möglichst kleinem Volumen möglichst viel zu produzieren“, sagte Zabel. Konkret sollen verschiedene Salat- und Kräutersorten, Gurken, Paradeiser, Paprika, Spinat, Mangold und vielleicht sogar Erdbeeren angebaut werden.

science.ORF.at/APA

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