Stärkster Vulkanausbruch in Europa seit 240 Jahren

Vor knapp zwei Jahren ist er ausgebrochen, danach hat er sechs Monate Lava gespuckt: der Vulkan Bardarbunga auf Island. Die Eruption war die stärkste in Europa seit 240 Jahren, wie Forscher nun in einer Studie berichten.

Dabei wurde das größte jemals direkt beobachtete Einbruchbecken (eine sogenannte Caldera) gebildet, berichten sie im Fachjournal „Science“: Es ist 110 Quadratkilometer groß und 65 Meter tief.

Der Vulkan hat innerhalb von 180 Tagen 1,5 Kubikkilometer Lava ausgespuckt - die größte Eruption in Europa seit Ausbruch des isländischen Vulkans Laki in den Jahren 1783-1784, schreiben die Wissenschaftler um Magnus Gudmundsson von der Universität Island. In Summe wurden rund zwei Kubikkilometer Magma verlagert.

Erstmals Caldera-Entstehung beobachtet

Im Zuge des Ausbruchs stürzte eine oberflächennahe Magmakammer ein und es entstand eine Caldera. Da der Vulkan unter dem größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull, liegt, befindet sich auch die Senke heute noch unter 700 Meter dickem Gletschereis.

Über solche kesselförmigen vulkanischen Strukturen ist bisher wenig bekannt. Von 1900 bis 2014 wurden nur sechs neue solcher Einbruch-Becken dokumentiert. Ein internationales Wissenschaftlerteam hat die Entstehung der Bardarbunga-Caldera u.a. mithilfe von Satellitenbeobachtungen und seismologischen Daten analysiert.

Martin Schöpfer vom Department für Geodynamik und Sedimentologie der Universität Wien hat den Caldera-Einbruch mit numerischen Modellen nachvollzogen.

„Glück im Unglück“

Grund für die Absenkung war das unterirdische Ausfließen von Magma aus einem Reservoir in zwölf Kilometer Tiefe. Über einen langen unterirdischen Kanal im Gestein leerte sich die Magmakammer und die Lava trat 48 Kilometer nordöstlich des Vulkans an die Oberfläche. Begleitet wurde das Absinken von 77 Erdbeben mit Magnituden von mehr als 5.

Im Zentrum der Caldera senkte sich der Boden am Beginn des Ausbruchs um rund einen Meter pro Tag, ein Wert, der sich sukzessive verringerte. Insgesamt senkte sich das Gebiet um bis zu 65 Meter. Mit einer Fläche von etwa 110 Quadratkilometern ist dies der größte Caldera-Einbruch, der je instrumentell beobachtet wurde, erklären Forscher des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ ).

Dass sich die Magmakammer so weit entfernt vom Vulkan entleert hat, bezeichneten die Forscher als „Glück im Unglück“. Denn bei einem Ausbruch des Bardarbunga direkt unter dem Vatnajökull hätte es durch die großen Mengen an plötzlich freigesetztem Schmelzwasser zu einer Wasserdampfexplosion kommen können. „Dann wären wir vielleicht mit einer noch deutlich größeren und länger andauernden Aschewolke konfrontiert gewesen als seinerzeit beim Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull im Jahr 2010“, so Thomas Walter vom GFZ .

science.ORF.at /APA

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