Ötzis Kleidung unter der Lupe

Vor rund 5.300 Jahren ist Ötzi gestorben, vor 25 Jahren ist seine Mumie entdeckt worden: Seither wurde nahezu alles erforscht - seine Krankheiten, seine Essensvorlieben, die Todesursache. Nun nahmen Forscher die Kleidung des „Eismanns“ genau unter die Lupe.

So ist seine Mütze nach der neuen genetischen Untersuchung definitiv aus Braunbärenfell, schreiben die Wissenschaftler um Niall O’Sullivan vom Forschungsinstitut Europäische Akademie Bozen (EURAC) in einer neuen Studie.

Der Köcher, in dem Ötzi Pfeile transportierte, besteht aus Rehleder - und nicht aus Gämsenleder, wie es einmal hieß. Die Forscher schließen aus der Verarbeitung von Wildtieren einmal mehr, dass Ötzi auch jagte und nicht nur mit der Viehhaltung beschäftigt war.

Er trug fünf Tierarten

Es ist nicht das erste Mal, dass die Kleidung der Eismumie untersucht wurde. „Es gab vorher zum Teil kontroverse Ergebnisse - zum Beispiel, was die Mütze betrifft - die wir nun endgültig klären konnten“, sagt Albert Zink von der Eismannforschungsstelle am EURAC. „Das Neue ist, dass wir die Tierarten nun genau bestimmen konnten.“

Schuhe von Ötzi

Institute for Mummies and the Iceman

Ötzis Schuhe

Die Forscher fanden nun zudem heraus, dass der Mantel aus einer Kombination aus Ziegen- und Schafhaut gefertigt wurde. Aus den vielen verschiedenen Lederstücken schließen die Forscher, dass er immer wieder Löcher bekam. Es war in der Bronzezeit nicht möglich, das Leder so zu bearbeiten, dass es dauerhaft vor Regen, Schnee und Bakterien geschützt war, so O’Sullivan gegenüber Ö1.

Ötzis „Leggings“ wiederum setzen sich aus Ziegenleder zusammen. Eine Probe vom Lendenschurz deutet entgegen der bisherigen Annahme auf Schaf- und nicht auf Ziegenleder hin. Und die Schnürriemen seiner Schuhe stammen vom Rind - und nicht vom Bären. Ötzis gesamte Kleidung stammt von fünf Tierarten, die Forscher fanden aber auch Hinweise darauf, dass er zusätzlich eine Art Regenmantel aus Gras trug.

Untersuchungsmethoden werden immer besser

„Sehr spannend und aufregend neu“ nennt Angelika Fleckinger, die Leiterin des Archäologischen Museums in Bozen, wo der Ötzi in einer Eiszelle ausgestellt ist, die jetzigen Studienergebnisse. Für den Laien mag es sich hier um Detailfragen handeln, für die Wissenschaft ist die neue Studie dagegen eine weitere Errungenschaft und zeigt, wie sich die Forschungsmethoden verbessern und auch die Ergebnisse präziser werden.

Teile des Mantels von Ötzi

Institute for Mummies and the Iceman

Teile von Ötzis Mantel

„Versuche, die Fellreste zu bestimmen, gab es in den fast 25 Jahren Forschung rund um den Mann aus dem Eis mehrere - nicht zuletzt daran lässt sich auch die rasante Entwicklung der wissenschaftlichen Untersuchungsmöglichkeiten in den vergangenen Jahrzehnten aufzeigen“, heißt es in einer Stellungnahme des Museums.

25. Jahrestag der Entdeckung wird gefeiert

Am 19. September 1991 wurde Ötzi entdeckt: An jenem Tag vor 25 Jahren „stolperte“ ein Wandererpaar aus Nürnberg zufällig über die Gletschermumie im Schnee in den Ötztaler Alpen an der italienisch-österreichischen Grenze. Zunächst hatte niemand vermutet, dass es sich um einen jahrtausendalten Sensationsfund handelte. Die Mumie wurde als „normale“ Bergsteigerleiche behandelt. Nach und nach dämmerte es den Experten dann, dass es sich um einen Menschen aus der Kupferzeit handelte. Der weltweite Ötzi-Hype konnte beginnen.

Zum Jubiläum wird in Südtirol der „Dritte Bozener Mumienkongress“ („Ötzi: 25 years of research“) organisiert. Von 19. bis 21. September wird dabei über sämtliche Ötzi-Forschungsergebnisse diskutiert. Mit dabei sind Archäologen, Anthropologen, Zoologen, Mediziner, Molekularbiologen und Chemiker. Ötzis Mütze und seine Schuhe kommen dabei sicher auch wieder zur Sprache.

science.ORF.at/dpa

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