Warum es gerade in Italien oft bebt

Über 260 Menschen sind beim Erdbeben vom Mittwoch im Apennin-Gebirge ums Leben gekommen. Dass es in Italien immer wieder zu heftigen Beben kommt, liegt an der Plattentektonik des Landes.

„Wir haben dort eine ziemlich komplexe Situation. Die afrikanische Platte drückt von Süden auf die eurasische Platte“, sagt der deutsche Geophysiker Gernot Hartmann. Von Osten drücke außerdem die kleine adriatische Platte. „Gleichzeitig wird die Erdkruste auf der westlichen Seite Italiens noch gedehnt, was mit der Öffnung des Tyrrhenischen Meeres in Zusammenhang steht.“ Dadurch entstehe ein komplexes Spannungsfeld.

„Bei diesem Erdbeben führte das zu einer sogenannten Abschiebung. Man kann sich auch vorstellen, dass Italien sich quasi gegen den Uhrzeigersinn dreht.“ In dieser Region müsse man immer auf ein Erdbeben vorbereitet sein, sagt Frederik Tilmann vom Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam. Das schlimmste Erdbeben in der Region habe die Gegend im Jahr 1915 mit einer Stärke von 6,7 erschüttert.

Karte Italien mit Lokalisierung der großen Erdbeben seit 1908

APA

Im europäischen Raum kommen die meisten Erdbeben in Griechenland, den südlichen Teilen des Balkans sowie im Westen der Türkei vor. Auch Italien und der westliche Balkan sind besonders betroffen. Der größte Teil der schweren europäischen Beben ereignet sich nahe den Rändern der Afrikanischen und Europäischen Platte.

Immer wieder tödliche Erdbeben

Italien wird immer wieder von Erdbeben heimgesucht, da das Land an der Schnittstelle mehrerer tektonischer Platten liegt. Bei zwei schweren Erdbeben in der Region Emilia-Romagna starben im Mai 2012 insgesamt 25 Menschen. Zahlreiche Gebäude werden beschädigt, etwa 14.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Bei einem nächtlichen Beben der Stärke 6,3 im April 2009 wurde das mittelalterliche Zentrum von L’Aquila in den Abruzzen in ein Trümmerfeld verwandelt. In der Provinzhauptstadt und ihrer Umgebung kamen 309 Menschen ums Leben, rund 80.000 wurden obdachlos. Der Sachschaden summiert sich auf einen Milliardenbetrag.

Weitere Erdbeben gab es 2002 in der Region Molise, 1997 in Umbrien und Marken, 1990 in Sizilien und 1980 in der Nähe von Neapel. Die tödlichsten Erdbeben des 20. Jahrhunderts ereigneten sich zu Beginn: In den Abruzzen im Jänner 1915 gab es 30.000 Todesopfer, im Dezember 1908 an der Straße von Messina rund 95.000.

science.ORF.at/APA/AFP

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