Kaiserschnitt-Babys werden später eher dick

Kinder, die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, neigen später eher zu Dickleibigkeit als andere Kinder. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, bei der US-Mediziner den Lebensweg von über 22.000 Neugeborenen verfolgt haben.

Knapp 5.000 von ihnen kamen im Untersuchungszeitraum von 16 Jahren durch einen Kaiserschnitt auf die Welt.

Ein Plus von 15 Prozent

„Kaiserschnittgeburten sind zweifellos in vielen Fällen notwendig und lebensrettend“, erklärt der Studienleiter und Ernährungsmediziner Jorge Chavarro von der Universität Harvard in Boston. „Aber sie haben für Mütter und Neugeborene auch ihre Risiken. Unsere Studie zeigt, dass Übergewicht der Sprösslinge dazugehört.“

Konkret untersucht haben das die Forscher zu dem Zeitpunkt, als die Kinder zwischen neun und 14 Jahre alt waren. Dabei erhöhte sich das Risiko von Übergewicht im Vergleich von Kaiser- und Normalgeburten im Schnitt um 15 Prozent, bei Geschwistern sogar um 64 Prozent. Letzteres ist laut Chavarro der Hauptbeweis, dass die Geburtsmethode mit dem späteren Körpergewicht zusammenhängt – denn Erbanlagen oder Umwelt sind bei Brüdern und Schwestern eher ähnlich.

Liegt es an den Bakterien?

Wie es zu dem Zusammenhang kommt, klären die Forscher in ihrer Studie nicht. Sie haben zwar festgestellt, dass die Kaiserschnitt-Mütter im Schnitt vor der Schwangerschaft einen höheren Body-Mass-Index hatten und währenddessen eher unter Diabetes, hohem Blutdruck und Präeklampsie litten. Einen direkten Zusammenhang mit der späteren Dickleibigkeit ihrer Kinder stellten die Forscher aber nicht fest.

Eine These aber legen sie zumindest nahe: Babys, die „normal“ auf die Welt kommen, haben einen größeren Kontakt mit den vaginalen Bakterien ihrer Mütter, sie werden quasi bakteriologisch geimpft. Das werden zwar auch die Kaiserschnitt-Babys, aber wie eine Studie aus dem Jahr 2010 gezeigt hat, auf ganz andere Weise. Und da das Mikrobiom eines Menschen wesentlich ist für Verdauung, Immunsystem und Krankheitsabwehr, könnten sich Unterschiede gleich bei der Geburt später stark auswirken – auch auf die Entwicklung des Gewichts.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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