Kontrollen für Japans „wissenschaftlichen“ Walfang

Die Internationale Walfangkommission (IWC) will den Waljägern Japans künftig genau auf die Finger schauen. Bisher hat sich der Inselstaat die „Wissenschaftlichkeit“ seiner Aktivitäten selbst attestiert. Jetzt sollen Experten entscheiden.

Das Walfangmoratorium gilt seit 1986. Ausgenommen davon ist unter anderem der Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken, der bereits Bestandteil der IWC-Konvention von 1946 ist. Unter Berufung darauf setzte Japan den Walfang auch nach dem Moratorium fort. Der sogenannte Wissenschaftswalfang wurde international hart kritisiert. Auch der Internationale Gerichtshof (IGH) befand 2014, dass der japanische Walfang nicht mit den Bestimmungen der IWC-Konvention im Einklang steht. Japan fing dennoch erneut unter dem Deckmantel der Wissenschaft Wale.

„Fundierte Nachweise nötig“

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Das soll durch den Beschluss der IWC nun erschwert werden. Die Resolution wurde auf der Vollversammlung der Organisation im slowenischen Portoroz mit 34 Pro- und 17 Gegenstimmen sowie zehn Enthaltungen beschlossen. Demnach wird künftig eine neue Arbeitsgruppe alle als „wissenschaftlich“ deklarierten Walfangprogramme in Zusammenarbeit mit dem IWC-Wissenschaftsausschuss überprüfen und bewerten. Der jeweilige Antragsteller, in diesem Fall Japan, darf an der Arbeitsgruppe nur als Beobachter teilnehmen. Die Arbeitsgruppe erstellt einen Bericht, den die IWC endgültig bewertet.

Umweltschützer begrüßten die am Donnerstag gebilligte Resolution. „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung im Bemühen, Japan daran zu hindern, sich selbst die Genehmigung für den wissenschaftlichen Walfang zu geben“, sagte Andreas Dinkelmeyer, der Sprecher des Internationalen Tierschutzfonds (IFAW), in Portoroz. „Die japanische Regierung wird nun nicht länger ohne fundierte Nachweise behaupten können, dass ihr Walfangprogramm wissenschaftlichen Zwecken dient“, meinte Greenpeace-Sprecherin Gesche Jürgens.

Antrag für Schutzzone gescheitert

Zuvor hatten auf der IWC-Tagung mehrere Länder Japan scharf kritisiert. Der ostasiatische Inselstaat habe im Zuge seiner Waljagd keine relevanten wissenschaftlichen Ergebnisse vorgelegt, erklärte der Vertreter Australiens. Kritisch äußerten sich auch die Repräsentanten der Europäischen Union (EU), Neuseelands und Argentiniens. Der Vertreter Japans bestritt die Vorwürfe.

Ebenfalls am Donnerstag beschloss die IWC-Vollversammlung eine Resolution, die die Bedeutung der Wale für die ökologischen Kreisläufe im Meer festhält. Das Dokument ermutigt die Mitgliedsländer dazu, das in ihrer Umweltpolitik zu berücksichtigen. Neueren Forschungen zufolge bilden die Ausscheidungen der Wale und ihre nach dem natürlichen Tod auf dem Meeresboden verwesenden Körper wichtige Bestandteile der komplexen Nahrungsketten der Lebewesen im Meer.

Die fünftägige IWC-Vollversammlung tagt noch bis Freitag in Portoroz. Am Dienstag scheiterte ein Antrag, im Südatlantik eine großflächige Schutzzone für Meeressäugetiere einzurichten. Umweltschützer kritisierten außerdem, dass der Walfang Norwegens - der weitaus aktivsten Walfangnation - gar nicht erst auf der Tagesordnung gestanden sei. Das skandinavische Land beruft sich bei seiner Jagd auf Zwergwale darauf, dass es gegen das Moratorium von 1986 einen Vorbehalt angemeldet hatte.

science.ORF.at/dpa

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