Wissenschaft als Spiegel des Wahlkampfs

Heute wird in den USA der nächste Präsident oder die erste Präsidentin gewählt. Der Wahlkampf hat sich vordergründig auf Themen wie Sexismus und E-Mails konzentriert. Die Wissenschaft war ein - wenngleich sehr kontroversielles - Randthema.

Politik erschöpft sich in Wahlkampfzeiten gern in Floskeln, auch in der Wissenschaft. Das zeigen auch die Antworten, die Hillary Clinton und Donald Trump Sciencedebate.org, einer Initiative aus Forschungsorganisationen und Universitäten, geschickt haben. Mit 20 Fragen zu Wissenschaft, Forschung und Bildung wurden die Positionen aller vier Kandidaten „abgeklopft“ (neben Clinton und Trump kandidieren auch noch der liberale Gary Johnson und die Grüne Jill Stein). Der häufigste Satz in den Antworten von Clinton und Trump: „Forschung und Innovation sind die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg der USA.“

Der „Klimawandel“

Wie in jedem Wahlkampf sind es eher die Zwischentöne, die Rückschlüsse erlauben. Das prominenteste Beispiel ist der Klimawandel: „Wie ist ihre Haltung zum Klimawandel? Was würde Ihre Administration tun?“ wurden beide gefragt. Clinton führt in ihrer Antwort eine Liste von Maßnahmen an, mit denen die USA der Erderwärmung begegnen würden, darunter: Ausbau der erneuerbaren Energie, damit 50 Prozent des Stroms sauber produziert werden, eine halbe Milliarde Solarpanele bis 2020, weniger Verbrauch von Kohle, Öl und Gas.

Ö1 Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 8.11. um 13:55.

Donald Trump hingegen setzt das Wort Klimawandel unter Anführungszeichen. Und er sagt: Politik und Wissenschaft sollten dafür sorgen, dass alle Menschen Zugang zu sauberem Wasser und Nahrung haben und die Malaria ausgerottet wird. Übersetzt also: Der Klimawandel ist eine Scheindebatte, die Politik soll sich Wichtigerem zuwenden.

Wissenschaft als Kann-Thema

Auch beim Thema Bildung werden die Unterschiede sehr deutlich: Für Clinton gehört Kompetenz in Naturwissenschaften, Technologie und Mathematik zur Grundausbildung für jedes Kind. Trump will Eltern und Schulen entscheiden lassen, worin die Kinder unterrichtet werden - Wissenschaft kann, muss aber nicht dabei sein.

Ebenso die Raumfahrt: Clinton spricht sich für einen bemannten Flug zum Mars aus, Trump ist zwar begeistert von der Raumfahrt, will aber zuerst die US-Wirtschaft ankurbeln, bevor Geld in den Weltraum fließt.

Fazit: Die Wissenschaft steht bei beiden Kandidaten nicht sehr hoch im Kurs. Eine Präsidentin Clinton würde sie wohl als Teil ihres Themenmix sehen, ein Präsident Trump als ein Bewerber um knapper werdende Budgets - und als Teil des von Trump immer wieder so bezeichneten Establishment nicht unbedingt mit den besten Karten.

Elke Ziegler, science.ORF.at

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