Virtual-Reality-Begegnung mit Ungeborenen

3-D-Ultraschallbilder vom ungeborenen Baby sind für viele werdende Eltern heute schon beliebt. Eine neue Technik-Kombination verspricht nun eine Virtual-Reality-Begegnung mit dem Fötus – hat aber auch schwerwiegende Nachteile.

Bei dem neuen Verfahren werden Ultraschalldaten mit Aufnahmen der Magnetresonanztomographie (MRT) kombiniert: So entsteht ein virtuelles 3D-Modell des Babys, das mittels Spezialbrille in Virtual Reality (VR) betrachtet werden kann.

Brasilianische Ärzte wollen das Verfahren nächste Woche auf dem Jahrestreffen der Amerikanischen Radiologie-Gesellschaft in Chicago vorstellen.

Virtuelles 3-D-Bild eines Babys

Radiological Society of North America

Virtuelles 3-D-Bild eines Babys

Schärfere Bilder

„Das 3-D-Fötusmodell kombiniert mit VR-Technologien kann unser Verständnis von den anatomischen Eigenarten des Fötus verbessern, für Lehrzwecke und auch von werdenden Eltern genutzt werden“, sagt Heron Werner von der Klinik für diagnostische Bildgebung in Rio de Janeiro.

Aus den im MRT ermittelten Schichtaufnahmen wird dabei ein virtueller Körper aufgebaut, in dessen Profil die Ultraschall-Daten einfließen. Mit einer VR-Brille können Mediziner das Baby-Modell dann im Detail betrachten. Vor allem die Lungenentwicklung könne so gut beurteilt werden, hieß es. „Das Verfahren bietet Bilder, die schärfer und klarer sind als Ultraschall- und MRT-Bilder auf traditionellen Displays.“

Teuer und für alle stressreich

Nach Einschätzung von Eberhard Merz, Vorsitzender der Fetal Medicine Foundation Deutschland und Leiter eines der größten Ultraschallzentren, bietet die Methode kaum Mehrwert. „Die Fälle, in denen zusätzliche MRT-Daten hilfreich sind, etwa um bestimmte Störungen im Gehirn zu untersuchen, liegen im Promillebereich“, sagt er. Eine solche Untersuchung sei mit 1.000 Euro zudem etwa vier- bis fünf Mal so teuer wie ein Ultraschall.

Hinzu komme: Ein MRT in der Röhre bedeutet Stress für Mutter und Kind. Vor den sehr lauten Geräuschen sei das Ungeborene kaum zu schützen, sagt Merz. Zudem bewege sich ein Baby häufig, was MRT-Aufnahmen erschwere.

Während niedergelassene Gynäkologen meist 3-D-Schall nutzen, sind an Ultraschallzentren in Österreich auch sogenannte 4-D-Verfahren verbreitet - ein 3D-Schall als Film. Noch bessere Einblicke bietet laut Merz eine Methode, bei dem drei bewegliche Geräte das Kind gleichzeitig aufnehmen.

science.ORF.at/APA/dpa

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