Wettrüsten: Penislänge versus Intelligenz

Je länger die männlichen Genitalien in einer Fortpflanzungsgruppe, umso größer sind dort die weiblichen Gehirne, wie Biologen bei Fischen herausgefunden haben. Sind die Weibchen schlauer, können sie den Männchen besser ausweichen.

Die Studie

„Artificial selection on male genitalia length alters female brain size“, Proceedings of the Royal Society B, 23.11.2016

Mit Kollegen hat Alexander Kotrschal, der am Zoologischen Institut der Universität Stockholm forscht, über mehrere Generationen Moskitofisch-Männchen mit besonders langen und solche mit besonders kurzen Geschlechtsorganen gezüchtet. Bei den Mannsbildern der aus Mittelamerika stammenden Fische (Gambusia holbrooki) ist eine Flosse zum Begattungsorgan umgewandelt. Diese Penisse erreichen bis zu einem Drittel der Körperlänge. Damit können sie die Weibchen innerlich befruchten.

Mehr Kontrolle

Zunächst untersuchten die Forscher, ob ein langer Penis die Männchen attraktiver macht, sie damit öfter Vater werden und ob sie das Ding beim Schwimmen stört. All dies war nicht der Fall. „Wir haben aber herausgefunden, dass die Weibchen in den Gruppen, in denen die Männchen längere Genitalien haben, größere Gehirne entwickelten als die Weibchen, wo die Männchen kurze Penis-Flossen haben“, so Kortschal. Offensichtlich sind lange männliche Genitalien und große weibliche Gehirne also in einer Population genetisch gekoppelt.

Durch die großen Gehirne können sich die Weibchen wohl besser unerwünschten Begattungsversuchen entziehen, meint er. Die Moskitofisch-Männchen lassen den Damen nämlich normalerweise keine Wahl und begatten sie hinterrücks. Bei solch einer Quasi-Vergewaltigung sei ein längeres Geschlechtsorgan erwiesenermaßen von Vorteil.

Bessere kognitive Fähigkeiten würden aber den Weibchen dazu verhelfen, dem auszuweichen und mehr Kontrolle über die Partnerwahl zu erlangen. Vermutlich gäbe es also ein Wettrüsten zwischen Männchen und Weibchen in Beziehungsfragen: Die einen setzen auf einen langen Penis, die anderen auf Intelligenz.

science.ORF.at/APA

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