Klimawandel: Rentiere schrumpfen

Schlechte Nachrichten für den Weihnachtsmann: Die Rentiere, die Jahr für Jahr pflichtbewusst seinen Schlitten ziehen, schrumpfen durch den Klimawandel. Zum Glück haben sie ein paar Überlebensstrategien entwickelt: Neue Erkenntnisse gibt es etwa über ihre magische Nase.

Futter unter Eis verborgen

In Kanada geht ihre Zahl laut der Umweltschutzorganisation WWF so stark zurück, dass die Tiere dort schon als gefährdete Art eingestuft sind. Einige Rentier-Herden sollen um mehr als 90 Prozent dezimiert sein. Ein Grund: Das wärmere Wetter erschwert den Tieren die Futtersuche.

Normalerweise schaben sie mit ihren Hufen den Schnee beiseite, um Pflanzen zu finden. Wenn es aber öfter regnet statt schneit und der Regen dann auf dem Boden gefriert, überzieht er die Futterpflanzen mit einer schwer zu durchdringenden Eisschicht.

Jungtiere immer kleiner

Auf der Inselgruppe Spitzbergen in Norwegen stellt der Klimawandel die Tiere britischen Forschern zufolge ebenfalls vor Probleme: Santas Begleiter werden dort immer kleiner und dünner. Während ein 1994 geborenes Rentier im Alter von fünf bis sechs Jahren im Durchschnitt etwa 55 Kilo gewogen habe, bringe ein 2010 geborenes Tier im selben Alter nur noch etwas mehr als 48 Kilo auf die Waage, berichten die Wissenschaftler.

Sie erklären sich das so: In den wärmeren Sommern finden die trächtigen Weibchen mehr Gras und futtern sich bis zum Herbst ein ordentliches Polster an. In der Folge werden sie mit mehr Kälbern trächtig. Unter den Eisschichten im Winter finden sie dann aber zu wenig Futter, verlieren die Jungen oder bringen untergewichtige Kälber zur Welt.

Rentiere in der Arktis

Erik Ropstad

Verwechslungsgefahr

Was unterscheidet ein Rentier von einem Elch? Beide gehören zur Familie der Hirsche, haben ein prächtiges Geweih, eine riesige Nase und sind im kalten Norden zu Hause. Wer die beiden Tiere nebeneinander sieht, entdeckt den deutlichsten Unterschied sofort: Elche sind die größten Vertreter der Hirsche mit einer Schulterhöhe von bis zu 230 Zentimetern.

Rentiere dagegen werden höchstens etwa 130 Zentimeter groß und sind viel leichter - vor allem in Spitzbergen, wo die „kleinsten Rentiere des Planeten“ leben, wie der Forscher Steve Albon sagt. Und während Rentiere am liebsten gemeinsam unterwegs sind, streifen Elche gern allein durch die Wälder.

Kauen statt trinken

Dort, wo die Rentiere leben, kann es kalt werden. Richtig kalt. Im norwegischen Spitzbergen etwa sinken die Temperaturen im Winter schon einmal auf 30 bis 40 Grad unter Null. Weil die Tiere dort keine Chance haben, etwas Trinkbares zu finden, kauen sie Schnee, um an Wasser zu kommen.

Rentiere in der Arktis

Erik Ropstad

Magische Nase

Jedes Kind kennt die Geschichte von „Rudolph“ mit seiner leuchtenden Nase. Leuchtend rot mag die Nase der echten Rentiere nicht sein, erstaunliche Eigenschaften hat sie aber allemal.

Wie Forscher in Norwegen herausgefunden haben, ähnelt ihr Inneres einer Muschel: Dank der besonderen Struktur können Rentiere die Luft, die sie einatmen, um 70 bis 80 Grad Celsius erwärmen, bevor sie die Lungen erreicht. Beim Ausatmen kühlen die Tiere die Luft rasend schnell wieder ab, um möglichst wenig Körperwärme zu verschwenden.

Bei Dieben begehrt

Ob da jemand Väterchen Frost Konkurrenz machen wollte? Im vergangenen Jahr wurde kurz vor Weihnachten ein Rentier im Ural gestohlen, das Russlands Variante des Weihnachtsmanns und seine Begleiterin Schneeflöckchen normalerweise vor den Schlitten spannen.

Der achtjährige Bugor verschwand spurlos von Väterchen Frosts Residenz in Jekaterinburg. Die Anlage ist eine Attraktion für Schulklassen und Touristen. Über den Verbleib Bugors wurde nichts bekannt.

science.ORF.at/dpa

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