Wie am Mars dank Raumanzug
Der Planet Mars lockt den Menschen seit Langem. Die US-Raumfahrtbehörde NASA will in den 2030er Jahren Menschen zum Mars schicken. Auf Erden wird daher getüftelt - z.B. an einem Raumschiff für die lange Reise, an einer für den Mars tauglichen Unterkunft und an speziellen Simulations-Raumanzügen.
Es gibt eine Handvoll Projekte in den USA - und eines in Österreich. Mit dem Raumanzug kann man die Arbeitsbedingungen auf dem Mars schon auf Erden simulieren. Das wird wichtig, wenn sich einmal Menschen auf eine echte Marsexpedition vorbereiten.
Hinweis
Das österreichische Projekt startet heute in Tirol eine neue Test-Reihe mit dem speziellen Mars-Raumanzug-Simulator namens „Aouda“. Die Tests laufen von 2. bis 6. Jänner in Innsbruck und Seefeld.
Höhle, Wüste, Gletscher und Kältekammer
Getestet wurde der österreichische Anzug schon oft in unwirtlichen Regionen, die dem staubigen und meist eiskalten Mars ähneln.
„Der Simulator namens Auoda wurde schon in Mars-ähnlichen Umgebungen in der Nordsahara getestet, auf knapp 3.000 Metern auf dem Kaunertaler Gletscher in Westösterreich und auch unter der Oberfläche wie z.B. in den Dachstein- Rieseneishöhlen“, schildert Gernot Grömer, Astrobiologe und Obmann des Österreichischen Weltraumforums, im Gespräch mit science.ORF.at.
ÖSTERREICHISCHES WELTRAUM FORUM / AUSTRIAN SPACE FORUM
Die entscheidenden Fragen: Kann man gehen, arbeiten, kommunizieren, Bodenproben steril einsammeln, etc. - und zwar trotz elektromagnetischer Strahlung oder Minusgraden? Das wird dieses Mal unter anderem in der Kältekammer eines Tiroler Hotels getestet: „Bei einer Temperatur von minus 110 Grad Celsius – das sind Temperaturen, wie wir sich auch auf dem Roten Planeten in kühlen Nächten erwarten.“
Härtetest mit Blitzentladungen
Abgesehen von der Kältekammer geht es in dieser Woche ins Labor in Innsbruck - dort wird der Anzug elektromagnetischen Reizen ausgesetzt, erläutert Gernot Grömer: „Wir werden eine Teslaspule aufwärmen – das ist kurz gefasst ein Gerät, mit dem man sehr hohe Spannungsstärken erreichen kann. Damit simulieren wir, dass ein Staubteufel auf dem Mars eine Blitzentladung in unmittelbarer Nähe des Raumanzuges hat.“
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Ein Staubteufel ist vergleichbar mit einem staubigen Wirbelwind, der auf dem Mars auch Blitzschläge mit sich bringt. „Das zu testen, hat noch keiner vor uns gemacht – das wird man aber auf jeden Fall für Marsexpeditionen testen müssen.“ Nun also in Innsbruck - zuerst nur mit dem Anzug, und wenn es sicher genug scheint: mit einer Testperson darin.
Schwachstellen gesucht
Alles, um hier auf Erden die Bedingungen auf dem Mars zu simulieren und um Schwachstellen zu entdecken, denn nur so kann der Anzug weiterentwickelt werden, erklärt der Astrobiologe: „Zum Beispiel sind die Handschuhe eine Schwachstelle des Raumanzuges; wir werden wahrscheinlich mit einem Team von Final Frontier Design aus New York an Verbesserungen arbeiten.“
Ergebnisse der Tests in Tirol wird es zum Teil schon ab heute geben, zum Teil erst in einigen Monaten. Dazu hat das Österreichische Weltraumforum Forscher und Forscherinnen sowie Studierende im Team und kooperiert mit den Raumfahrtagenturen ESA und NASA.
Barbara Riedl-Daser, ORF Radio Wissenschaft