„Apollo 1“ - die erste NASA-Tragödie

Voller Optimismus wollte die NASA vor 50 Jahren ihr Mondprogramm „Apollo“ starten, doch dann passierte gleich zu Beginn die Tragödie. Die Raumkapsel fing bei einem Test Feuer, alle drei Astronauten erstickten. Eine Mahnung für mehr Sicherheitsvorkehrungen.

Am 27. Januar 1967 waren das erste Mal in der Geschichte der US-Raumfahrt Astronauten bei der Arbeit ums Leben gekommen. Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee hätten ihr Leben für das Land gegeben, sagte der damalige US-Präsident Lyndon Johnson. „Tragödie an Cape Canaveral“ titelte die „New York Times“ am Tag danach. „Drei Apollo-Astronauten sterben im Feuer.“ Die Katastrophe warf die US-Raumfahrt und das „Apollo“-Programm weit zurück, sorgte Experten zufolge aber langfristig für eine stärkere Konzentration auf die Sicherheitsvorkehrungen für Astronauten.

Fehler immer möglich

Der Test auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida sollte den für den 21. Februar 1967 geplanten ersten Start der „Apollo“-Raumkapsel auf der Spitze der etwa 68 Meter hohen „Saturn“-Rakete simulieren. Doch um 18.31.03 Uhr Ortszeit berichtete Chaffee erstmals von einem Feuer in der Kapsel. Neun Sekunden später begann die Kabinentemperatur rapide zu steigen, dann fiel die Sauerstoffversorgung der Raumanzüge der drei Astronauten aus. „Erstickung durch Rauchinhalation“ wurde als Todesursache festgestellt. Chaffee, Grissom und White hatten keine Chance.

Raumkapsel Apollo 1

NASA via AP

„Apollo 1“ vor dem Unglück

Den Gedanken an den Tod müsse man aus dem Gehirn verbannen, hatte Grissom noch kurz zuvor gesagt. „Es gibt immer die Möglichkeit eines katastrophalen Fehlers, natürlich, das kann auf jedem Flug passieren, auf dem letzten oder dem ersten.“

Ein Feuer, ausgelöst durch ein Versagen im elektrischen System war die Unfallursache, wie später umfangreiche Untersuchungen zeigten. Dahinter steckte aber deutlich mehr: Mangelhafte Qualitätskontrollen, technische Unzulänglichkeiten der „Apollo“-Kabine wie zu geringer Schutz gegen Feuer und zu umständliche Ausstiegsprozeduren, falsche Einschätzung der Gefährlichkeit des Versuches und fehlende Notfallpläne. Vieles davon war wohl dem Zeit- und Erfolgsdruck geschuldet, den sich die NASA angesichts des Raumfahrt-Wettrennens mit der Sowjetunion selbst auferlegt hatte.

Nicht die letzte Katastrophe

Zwanzig Monate flogen danach keine bemannten „Apollo“-Fähren mehr ins All. Anstelle dessen war Fehleranalyse angesagt. „Von jetzt ab wird die Flugüberwachung für zwei Eigenschaften bekannt sein: Hart und kompetent“, sagte NASA-Manager Gene Kranz damals. „Hart bedeutet, dass wir für immer für das verantwortlich sind, was wir machen und was wir nicht machen. Wir werden unsere Verantwortung nie wieder kompromittieren. Kompetent bedeutet, dass wir nichts mehr als gegeben hinnehmen werden. Die Missionsüberwachung wird perfekt sein.“

Im Oktober 1968 erfüllte „Apollo 7“ schließlich die für „Apollo 1“ geplante Mission, blieb zehn Tage im All, umrundete die Erde mehr als 160 mal und führte zahlreiche Tests durch. „Apollo 8“ umkreiste im Dezember 1968 erstmals den Mond und im Juli 1969 betrat mit der „Apollo 11“-Mission dann endlich ein Mensch den Mond.

Das Ziel des „Apollo“-Programms war erreicht, doch die „Apollo 1“-Katastrophe sollte nicht die letzte der US-Raumfahrt bleiben. Fast genau 19 Jahre später explodierte die mit sieben Menschen besetzte Raumfähre „Challenger“ kurz nach dem Start. 2003 verunglückte die „Columbia“ mit ebenfalls sieben Menschen an Bord. Für beide Tragödien gibt es Gedenkstätten auf dem Arlington-Friedhof in Washington. Zuletzt hatten sich mehrere Kongressabgeordnete darum bemüht, dass auch die Toten der „Apollo 1“-Tragödie dort ein Denkmal bekommen.

Christina Horsten, dpa

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