Galileo-Satelliten: Alles nach Plan?

Anfang des Jahres hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) gemeldet, dass einige Uhren auf den Satelliten des Navigationssystems Galileo ausgefallen sind. Den Grund kennt man bis heute nicht. Trotzdem will man noch dieses Jahr vier weitere Galileo-Satelliten ins All schicken.

Wer Antworten zum Galileo Projekt möchte - jenes Navigationssystem also, mit dem sich Europa vom US-amerikanischen GPS unabhängig machen möchte, fragt nicht bei der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA selbst, sondern „ganz oben“ - bei der Europäischen Kommission - nach. Diese ist bis auf weiteres allein zuständig.

Zur Erinnerung: Am 18. Jänner wurde bekannt, dass neun Uhren auf insgesamt fünf von 18 Galileo-Satelliten ausgefallen sind. Die Panne passierte nur einen Monat nachdem das rund sieben Milliarden Euro teure Navigations- und Ortungsprogramm gestartet und offiziell als Dienst für bestimmte Handys und Auto-Navigationssysteme angeboten wurde.

Ö1 Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Morgenjournal am 2.3. um 7:00.

Laut Lucia Caudet, Sprecherin der Europäischen Kommission im Bereich Weltraumpolitik, funktioniert das System aber trotz Panne problemlos: „Entscheidend für die Nutzung von Galileo ist, dass die ersten Dienste, die wir seit Dezember anbieten, auch wirklich weiterhin zur deklarierten Qualität angeboten werden. Die Anwender sind von dem Ausfall einiger Uhren gar nicht betroffen.“

Eine Uhr muss funktionieren

Möglich ist das, weil man vorsichtshalber auf jedem Satellit vier der präzisen Atomuhren angebracht hat. Der Ausfall kam demnach nicht unerwartet. „Das ist bei Satellitennavigationssystemen nicht auszuschließen, da Atomuhren zwar sehr präzise sind, aber auch sehr sensibel. Und gerade deshalb haben wir dieses Backup eingebaut. Das heißt, auf jedem Satellit befinden sich jeweils zwei Uhren in zwei unterschiedlichen Bauarten“, erklärt die Weltraumsprecherin der Kommission.

Damit die Satelliten die eigene Position genau bestimmen können, benötigt man nur eine Atomuhr. Wobei die Wasserstoffuhren etwas präziser sind als die Rubidium-Uhren. Beide werden von der Schweizer Firma SpectraTime hergestellt - daran soll derzeit nichts geändert werden, so Caudet.

Künftig können Rettungsdienste, Autofahrer und Handynutzer in Europa mit Galileo auf bessere Navigationsdaten zurückgreifen. Auf See oder in den Bergen sollen vermisste Menschen so innerhalb von nur zehn Minuten gefunden werden, nachdem sie einen mit Galileo verbundenen Notruf abgesetzt haben. Voll funktionsfähig soll das europäische Prestigeprojekt ab 2020 sein – dann mit insgesamt 30 Satelliten.

Fehler unbekannt

Auch wenn die Navigation und die Standortbestimmung funktioniert, sucht man akribisch nach dem Fehler. Koordiniert wird die Fehlersuche von der Europäischen Kommission, die im Februar eine 15-köpfige Arbeitsgruppe einberufen hat. Diese setzt sich aus Vertretern der Kommission, Verantwortlichen der Raumfahrtbehörde ESA sowie beteiligten Industriepartnern zusammen.

„Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es zu bestätigen, dass der Ausfall zu keiner Beeinträchtigung der Galileo-Dienste geführt hat - das haben sie nun getan. Zweitens sollen sie zur Analyse durch die ESA beitragen und herausfinden, was das Problem ist. Und drittens soll sie Lösungen finden, sowohl für Satelliten, die bereits im Weltall sind, als auch für jene, die noch produziert werden", so Caudet.

Denn es stehen bereits vier weitere Satelliten in den Startlöchern. Sie sollen nach Plan dieses Jahr ins All geschickt werden. 2018 sollen dann vier weitere folgen. „Natürlich gibt es im Weltraum immer Verzögerungen. So mussten wir auch schon Starts wegen schlechtem Wetter verschieben.“ Wegen den Anomalien mit den Uhren plane man aber definitiv keine Verschiebung.

Ruth Hutsteiner, Ö1 Wissenschaft

Mehr zum Thema