Das Klima formte die Nase

Groß, klein, schmal, rund - die menschliche Nase kann viele Formen annehmen. Doch nicht beliebige, wie Forscher herausgefunden haben: Wie groß die Nasenlöcher sind, hängt offenbar vom Klima ab.

„Wir interessieren uns für die menschliche Evolution und wollen herausfinden, wie man die Variation der Hautfarbe, der Haarfarbe und des Gesichts erklären kann“, sagt Mark Shiver. Was die Nase betrifft, ist das dem Anthropologen von der Penn State University kürzlich gelungen.

Shiver hat mit seinen Kollegen die Nasen von 2.600 Probanden aus Asien, Afrika und Europa vermessen und kommt zu dem Schluss: Der Zufall (bzw. die genetische Drift) allein kann die vorhandene Formenvielfalt nicht erklären, es muss auch die Selektion am Werk gewesen sein. Diese hat laut Shiver vor allem an den Nasenlöchern angesetzt.

Kälte macht Nasenlöcher klein

Wie die Forscher im Fachblatt „PLOS Genetics“ berichten, haben Menschen in feuchten und heißen Klimazonen eher große Nasenlöcher, jene in trockenen, kalten Regionen eher kleinere. Der Grund: Je enger das Nasenloch, desto besser kann die Nasenschleimhaut die eingeatmete Luft befeuchten und erwärmen. Dies verringere das Risiko für Infektionen der Atemwege, schreiben die Wissenschaftler - und dieser Schutzmechanismus komme in kalten Klimazonen eben stärker zu tragen.

Die Diagnose lässt freilich noch einiges an Spielraum für die Morphologie des Riechorgans übrig: Ob das Knorpelgewebe in die Kategorie „Zinken“ oder „Stupsnase“ fällt, dürfte laut Analyse eher dem Zufall geschuldet sein. „Wir können viele Unterschiede der Nasenform durch genetische Drift erklären“, sagt Arslan Zaidi, der Erstautor der Studie. „Nur bei der Pigmentierung und den Nasenlöchern können wir das nicht.“

Das Thema beschäftigt die Wissenschaft im Übrigen schon seit längerem. Der britische Anatom Arthur Thomson vermutete bereits 1923, dass es einen Zusammenhang zwischen Klima und Nasenform geben könnte. Die nach ihm benannte „Nasenregel“ steht nun auf statistisch abgesichertem Fundament. Zumindest, was das Nasenloch anlangt.

Robert Czepel, science.ORF.at

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