Mit Satellitendaten effizient bewässern

Mit einer neu entwickelten App können Landwirte ab sofort feststellen, wie viel Wasser ein einzelnes Feld braucht. Verwendet werden dafür Satellitenbilder und meteorologische Daten.

Mit Hilfe der neuen App sollen Landwirtinnen und Landwirte Wasser „nachhaltiger und effizienter“ nutzen, so Laura Essl von der Universität für Bodenkultur in Wien.

Auf den Bildern des Satelliten „Sentinel-2“ lassen sich farbliche Unterschiede beobachten, je nachdem wie stark ein Gebiet bewachsen ist. Daraus leitet die Webapplikation bzw. mobile App ab, wie viel Wasser die Pflanze aufnehmen und verdunsten kann. Aus der Differenz zwischen Verdunstung und Niederschlag wird für die Landwirtinnen und Landwirte ein mögliches Wasserdefizit sichtbar, das durch Bewässerung ausgeglichen werden kann.

Satellitenbild des gesamten Marchfelds:

IVFL Boku

Satellitenbild des gesamten Marchfelds: Grüne Felder bedeuten viel Biomasse, violette Felder sind ohne Bewuchs (unbewachsener Boden oder Siedlungen, wie links Wien)

Die Informationen, die die neue App liefert, bezeichnet Essl als „sehr wertvoll“, da sie bisher nur schwer zugänglich waren: „Bisher haben Landwirte Bodensensoren verwendet, um Punktdaten zu bekommen, oder Wettervorhersagen, mit denen sie regionale Daten bekommen haben.“ Die EO4-Water-App versorge die Nutzerinnen und Nutzer nun mit Daten, die sich auf ein einzelnes Feldstück bezögen. Außerdem hebt Essl hervor, dass mit der App ein „zeitlicher Verlauf“ geliefert werden könne: Landwirtinnen und Landwirte könnten somit am Ende der Saison eine Wasserbilanz erstellen.

Mehr Funktionen geplant

Entstanden ist das Projekt EO4-Water - Earth Oberservation for Water Management - auf Initiative von Francesco Vuolo, der mit Essl das Projekt leitet. Er kommt aus Süditalien, wo Wasserknappheit ein „alltägliches Problem“ sei, so Essl. Eine ähnliche Situation wie in Vuolos Heimat zeigt sich auch im Marchfeld östlich von Wien, das für seine Trockenheit bekannt ist, gleichzeitig aber „sehr intensiv landwirtschaftlich genutzt“ wird.

30 Landwirtinnen und Landwirte im Marchfeld hätten die App in ihrem Arbeitsalltag bereits erprobt, sagt Essl. Kleinigkeiten seien noch verbessert worden, grundsätzlich ist die Applikation laut Essl jedoch „einsatzbereit“. Ausbaufähig sind für die Forscherin die Informationen, die die App bisher liefert. Vuolo und Essl arbeiten deshalb im Moment an einer Erweiterung der Applikation für den Bereich Stickstoffmanagement, da eine ausreichende Wasserversorgung mit wenigen Ausnahmen nicht „das riesige Thema“ in der österreichischen Landschaft sei, so Essl. Außerdem soll die App in Zukunft auch in anderen Regionen Europas eingesetzt werden.

Neptun Wasserpreis 2017

Ausgezeichnet wurde das Projekt nun mit dem Neptun Wasserpreis 2017. Nach Ansicht der Jury vereine EO4-Water „hohe Relevanz bei vergleichsweise geringem Aufwand mit hervorragender Umsetzbarkeit und hohem Exportpotential“. Das Projekt wurde aus 764 Einreichungen ausgewählt und könnte eine wichtige Rolle in zukünftigen Entwicklungen spielen: Aufgrund des Klimawandels könnten vermehrt „Nutzungskonflikte zwischen Wasserversorgung und landwirtschaftlicher Bewässerung“ entstehen.

Markus Andorf, Ö1 Wissenschaft

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