Artenarm, doch blütenreich
Blütenpflanzen gibt es in einer unglaublichen Vielfalt. Mit mehr als 250.000 Arten bilden sie die größte Pflanzengruppe. Warum sie im Laufe der Evolution so erfolgreich waren und wie es zu diesem Reichtum an Formen und Farben kam, ist jedoch noch nicht hinreichend geklärt. Schon Charles Darwin betrachtete das als „schreckliches Rätsel“. Wiener Botaniker sind einer Lösung nun deutlich näher gerückt - und zwar durch Berechnungen.
Die Studie
„How (much) do flowers vary? – Unbalanced disparity among flower functional modules and a mosaic pattern of morphospace occupation in the order Ericales“, Proceedings of the Royal Society B (5.4.2017).
„Um die Diversität der Blüten besser verstehen zu können, haben wir deren Formenvielfalt mit Hilfe mathematisch-statistischer Methoden - sogenannten Morphospace-Analysen - erfasst. Das erlaubte uns, die Blüten verschiedener Verwandtschaftsgruppen quantitativ miteinander zu vergleichen“, sagt Marion Chartier vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien.
Jürg Schönenberger
Die Wissenschaftler um Chartier konzentrierten sich in ihrer Studie auf die Ordnung der Ericales. Zu ihnen gehören unter anderem die fleischfressenden Schlauchpflanzengewächse, aber auch völlig andere Gewächse, wie Primeln, Rhododendren, Kiwi, Kamelien (Tee), Kaki, Ebenholz und viele mehr. „Wir mussten uns auf eine bestimmte Verwandtschaftsgruppe beschränken - nämlich die Ordnung, mit der wir uns in meiner Forschungsgruppe bereits seit mehreren Jahren beschäftigen“, sagt Projektleiter Jürg Schönenberger.
Resultat der Studie: Artenreichtum bedeutet nicht notwendigerweise auch Blütenreichtum. Familien mit vielen Arten verfügen zwar tendenziell über viele Blütenformen, doch als „Sieger“ aller untersuchten Familien gingen die Topfnussgewächse hervor. Diese Familie ist relativ klein und hat dennoch die größte Formenvielfalt hervorgebracht - unter anderem spektakuläre Gewächse wie den Paranuss- und den Kanonenkugelbaum.
science.ORF.at/APA