„Das Wetter wird sprunghafter“

In der Steiermark steht das weltweit engmaschigste Netz an Klimamessstationen. Bilanz nach zehn Jahren Forschung: Die Regenfälle werden durch den Klimawandel extremer, das Wetter immer sprunghafter.

Klima ist das, was man erwartet - Wetter ist das, was man bekommt. Der alte Meteorologenscherz hat einen wahren Kern: Wenn die globalen Temperaturen durch den Klimawandel steigen, heißt das noch lange nicht, dass es überall wärmer wird. Herausfinden kann man das durch möglichst genaue Messungen.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 12.5. um 13:55.

Hier ist eine Forschergruppe der Uni Graz führend. Das sogenannte WegenerNet, ein Netz von 154 Messstationen in der südoststeirischen Region Feldbach, ist so engmaschig gestrickt wie kein anderes weltweit. Die Stationen bestimmen im Fünf-Minuten-Takt Temperatur, Niederschläge, Bodenfeuchte und andere Klimagrößen - und helfen so, das Wechselspiel zwischen dem Großen und Kleinen in der Atmosphäre besser zu verstehen.

Drei Grad plus in der Steiermark

Gottfried Kirchengast, Leiter des Wegener Center an der Uni Graz, bilanziert nach nunmehr zehn Jahren Forschung in Feldbach: „Mit jedem Grad Temperaturanstieg nimmt die Regenmenge in heftigen Gewitterregen um rund zehn Prozent zu.“

Da die sommerliche Durchschnittstemperatur in dieser Region seit den 70ern um ca. drei Grad angestiegen ist, wurde der Starkregen in diesem Zeitraum um ein knappes Drittel intensiver - mit entsprechenden Folgen, Hangrutschungen und Überschwemmungen etwa.

Wettermessstation in den Weinbergen

Universität Graz / Wegener Center

WegenerNet: Station „Kapfensteiner Kogel“.

Der Zusammenhang besteht laut Kirchengast auch in vielen anderen Regionen Europas. Überall dort, wo die Westwetterlagen das Geschehen dominieren - also in gemäßigten Zonen, gewinnen die Niederschläge an Intensität. „Das Wetter wird durch den Klimawandel sprunghafter“, sagt Kirchengast.

In anderen Klimazonen kann das Pendel freilich in die entgegengesetzte Richtung ausschlagen: In subtropischen Zonen führt der Klimawandel nicht selten zu extremer Trockenheit.

„Goldstandard“ für Satelliten

Das WegenerNet dient auch der Verbesserung der globalen Klimamodelle. Die NASA kann durch Strahlungsmessungen per Satellit Niederschläge in „Pixel“ von sieben mal sieben Kilometer abbilden. Die Grazer Forscher indes bieten eine Auflösung von 1,5 mal 1,5 Kilometern an: Deshalb kooperiert die NASA seit einigen Jahren mit dem Wegener Center, sie speist die Daten aus der Steiermark ein, um ihre Satelliten für die weltweiten Messungen zu eichen. Das Netz ist also so etwas wie ein „Goldstandard“ für die Klimabeobachtung vom Weltraum aus.

Auch die Zentralanstalt für Meteorologie in Wien nutzt die Daten. Damit soll die Wettervorhersage noch genauer werden. Nicht nur in der Region Feldbach, sondern österreichweit.

Robert Czepel, science.ORF.at

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