Gesundheitsversorgung weltweit verbessert

Die Gesundheitsversorgung hat sich in den allermeisten Ländern der Welt zwischen 1990 und 2015 verbessert. Das zeigt ein für 195 Länder berechneter Gesundheitsindex. Österreich landet auf Rang 14.

Die Untersuchung nimmt nicht das Gesundheitswesen eines Landes als Ganzes unter die Lupe, sondern betrachtet die Todesraten bei ganz bestimmten Krankheiten. Dafür nutzten die Forscher um Christopher Murray von der University of Washington in Seattle die umfangreiche Studienreihe „Global Burden of Disease“.

Daraus wählten sie Daten zu 32 Krankheiten aus, die mit modernen Therapien gut behandelbar sind und nicht zum Tod führen müssen. Dazu gehören Tuberkulose, Durchfallerkrankungen, Tetanus, aber auch einige Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs und Hodenkrebs.

Wie häufig diese Krankheiten in bestimmten Ländern und Regionen doch als Todesursache genannt werden, weist den Forschern zufolge darauf hin, wie gut oder schlecht das Gesundheitswesen dort ist. Daraus erstellten die Wissenschaftler einen Gesundheitswesenindex (Healthcare Access and Quality Index; HAQ-Index) für insgesamt 195 Länder und Regionen.

Große Unterschiede

Auf einer Skala von null bis 100 erreichte 2015 Andorra mit 94,6 den höchsten Wert, die Zentralafrikanische Republik mit 28,6 den niedrigsten. Das österreichische Gesundheitswesen landet mit 88,2 Punkten im weltweiten Vergleich auf dem 14 Platz. Die Gesundheitssysteme in Nord- und Westeuropa sowie Kanada, Japan und Australien schnitten am besten ab. Am unteren Ende der Skala finden sich vor allem afrikanische Länder südlich der Sahara und Länder in Ozeanien und anderen Teilen Asiens. Im globalen Durchschnitt verbesserte sich die Gesundheitsversorgung zwischen 1990 und 2015 von 40,7 auf 53,7 Punkte.

Murray und seine Kollegen gingen sogar noch einen Schritt weiter: Sie errechneten für jedes Land, welchen HAQ-Index es aufgrund seiner Entwicklungsstufe eigentlich erreichen könnte. Für Österreich liegt er bei 90 Punkten. Der Abstand zwischen diesem möglichen und den tatsächlichen Wert ist seit 1990 deutlich geschrumpft, damals waren es noch mehr als acht Punkte. Österreich hat sich also dem Wert angenähert, der aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungsstufe möglich wäre.

Luft nach oben

Doch eine solche Entwicklung gibt es nicht in allen Ländern, wie Murray in einer Aussendung erklärt: „Insgesamt sind unsere Ergebnisse ein Warnsignal, dass eine höhere Entwicklungsstufe nicht automatisch zu einer besseren Gesundheitsversorgung führt.“ Die Forscher hoffen, dass die Indexzahlen auch helfen können, die Millenniumsziele zu erreichen. Zu nennen sind hier insbesondere die Verringerung der Kindersterblichkeit (Ziel vier), die Verbesserung der Gesundheit von Müttern (Ziel fünf) und die Bekämpfung von Aids, Malaria und anderen Krankheiten (Ziel sechs).

Auch der globale Gesundheitswesenindex von 53,7 Punkten liegt noch erheblich unter dem errechneten möglichen Wert von 73,8. Der Abstand zwischen dem schlechtesten und dem besten Gesundheitswesen im betrachteten Zeitraum ist größer geworden: von 61,6 Punkten im Jahr 1990 zu 66,0 Punkten im Jahr 2015.

Nicht alle Krankheiten berücksichtigt

Das Team um Murray nennt mehrere Einschränkungen seiner Studie, unter anderem, dass keine Krankheiten betrachtet wurden, die unbehandelt nicht tödlich enden, etwa viele chronische Erkrankungen. In einem Kommentar, ebenfalls in „The Lancet“ veröffentlicht, zeigen auch Felicity Goodyear-Smith von der University of Auckland und Chris van Weel von der Australian National University in Canberra einige Mängel der Studie auf. Insgesamt aber sehen sie den Gesundheitswesenindex positiv: „Wir applaudieren einer Methode, die Einblicke gibt, wie die Gesundheitsversorgung, das Gesundheitswesen und die sozioökonomische Entwicklung zur Gesundheit der Bevölkerung beitragen.“

Die Ergebnisse der Studie dürften auch für das G-20-Treffen der Gesundheitsminister am 19. und 20. Mai in Berlin von Interesse gewesen sein. Die Fachminister tauschten sich dort zum Thema „globale Gesundheit“ aus.

science.ORF.at/APA/dpa

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