Hübsche Forscher wirken weniger kompetent

Auch in der Wissenschaft scheint es nicht nur um die inneren Werte zu gehen. Britische Psychologen zeigen: Gut aussehende Forscher wirken interessanter als ihre Fachkollegen - aber dafür nicht so kompetent.

Karl Popper war von der Wissenschaft so fasziniert, dass er ihr eine ontologische Sonderstellung zuerkannte: Theorien, so Popper, bevölkern eine eigene Welt, sie sind unabhängig von den Gedanken und von der Materie. Man könnte es auch so ausdrücken: Wer eine Theorie erfunden hat, ist nach Popper irrelevant. Was zählt, ist die Idee, mehr nicht.

Soweit, so theoretisch. Nun sind Wissenschaftler auch ganz normale Menschen und als solche eben mehr als bloß durchsichtige Transporteure ihrer Forschungsergebnisse - jedenfalls in der Wahrnehmung von Laien. Diesen Zusammenhang hat nun Will Skylark mit seinem Team untersucht.

Attraktivität sorgt für gute Quoten

Der Psychologe von der Cambridge University sammelte Fotos von 600 Forscher/innen von den Physik- bzw. Biologie-Departements amerikanischer und britischer Universitäten. Die legte er Probanden vor und bat sie um ihre Einschätzung: Würden Sie gerne mehr über die Forschungen dieser Person wissen? Glauben Sie, dass diese Person wichtige und exakte Forschung betreibt?

Die Auswertung förderte einige Stereotypen zutage: Gut aussehende Forscher/innen weckten bei den Befragungen mehr Interesse. Allerdings trauten ihnen die Probanden in fachlicher Hinsicht dafür weniger zu. Was folgt daraus? Skylarks glaubt, dass seine Versuche für die Wissenschaftskommunikation von Belang sind: Wenn Forscher/innen ihre Arbeit der breiten Öffentlichkeit vorstellen, vor allem in Internet-Videos, könnte Attraktivität für gute Quoten sorgen.

Ob das Äußere auch die Glaubwürdigkeit in der Wissenschaftsgemeinde - und damit Poppers Wettstreit der Theorien - beeinflusst, lässt sich aufgrund der Studie nicht sagen. Dafür müsste Skylark den Test wohl mit Probanden aus der Forschung wiederholen.

Robert Czepel, science.ORF.at

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