Antikörper gegen „böses“ Cholesterin

Rund 17.000 Herzinfarkte werden jedes Jahr in Österreichs Spitälern behandelt. Die Betroffenen haben oft zu hohe Cholesterinwerte. Abhilfe verspricht nun eine neue Behandlungsmethode mit Antikörpern.

Es gibt das „gute“ und das „böse“ Cholesterin. HDL-Cholesterin ist erwünscht, LDL-Cholesterin macht dagegen krank. So der Stand der Medizin. Erhöhte LDL-Werte können zu Arterienverkalkung und schließlich zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.

Gesunde Ernährung und regelmäßiger Sport können helfen, die Cholesterinwerte zu verbessern, aber nicht bei allen Menschen. Dann müssen die Betroffenen Medikamente einnehmen.

Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im heutigen Ö1-Mittagsjournal (6.6.2017, 12.00 Uhr).

Statine wirken nicht immer

Zu den Standardtherapien gehören Statine, doch die führen nicht immer zum gewünschten Ergebnis und können unangenehme Nebenwirkungen haben, sagt Peter Siostrzonek, Kardiologe am Ordensklinikum Linz: Rund 20 Prozent seiner Patienten erreichen trotz Statinen nicht den Zielbereich, ein LDL-Wert von 70.

Die Daten, auf die sich Peter Siostrzonek bezieht, stammen aus der FOURIER-Studie, bei der weltweit 27.500 Patienten und Patientinnen mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung mehr als zwei Jahre lang untersucht wurden. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen geteilt. Die eine wurde ausschließlich mit Statinen behandelt, die andere erhielt zusätzlich eine humane Antikörper-Therapie. In dieser Gruppe sank der LDL-Cholesterin-Wert im Durchschnitt auf 30 - also weit unter den Zielwert.

Die Anzahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle verringerte sich um rund 20 Prozent. Außerdem habe die Antikörper-Therapie so gut wie keine Nebenwirkungen.

Neue Medikamente noch teuer

„Es gibt Patienten, die keine Statine vertragen. Für diese Patientengruppe wären die Antikörper sehr wichtig“, betont Siostrzonek. Denn bis jetzt erhalten nur Patienten, die trotz Statinen einen LDL-Wert über 100 haben, die neue Antikörpertherapie.

Das liegt unter anderem an den Kosten: Diese neuen Medikamente sind relativ teuer. Die Kardiologen können die Therapie selbst nicht verschreiben. Um eine bessere Versorgung der Patienten sicher zu stellen, fordert die Österreichische Kardiologische Gesellschaft deswegen, dass die Fachärztinnen und Fachärzte die Antikörper-Therapie zukünftig selbst verschreiben können.

Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft

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