Großzügigkeit oft eigennützig

Wenn Menschen anderen gegenüber freigiebig sind, lässt das nicht unbedingt auf Selbstlosigkeit schließen. Wie eine Studie zeigt, erhoffen sich viele davon eigene Vorteile und sind dann besonders spendabel, wenn andere das mitbekommen.

Warum kooperieren Menschen? Geht es den Beteiligten vor allem um das Wohl der Gruppe oder eher um den persönlichen Vorteil? Laut den Forschern um Maxwell Burton-Chellew von der Oxford University hängt das vor allem davon ab, ob jemand eher rational oder irrational handelt. Daher testeten die Wissenschaftler zu Beginn ihrer Studie, zu welcher der beiden Gruppen ihre knapp 300 Teilnehmer gehörten.

Rational und eigennützig

Beim entsprechenden Experiment konnten die Probanden Geld entweder für sich behalten oder es zum Nutzen aller in ihre Gruppe geben - eine Parallele etwa zum Zahlen von Steuern. In verschiedenen Runden nahmen manche Teilnehmer an, ihr Verhalten sei für ihre Mitspieler sichtbar, andere dachten das nicht. Die rationalen Probanden waren deutlich spendabler, wenn sie davon ausgingen, dass die anderen ihr Verhalten sehen konnten. Sie gaben dann dreimal häufiger Geld an die Gruppe als in anderen Runden.

Die Studie

„Evidence for strategic cooperation in humans“, Proceedings B of the Royal Society, 7.6.2017

Die irrationalen Teilnehmer - fast zwei Drittel der Probanden - änderten dagegen ihr Verhalten kaum. Irrationales Handeln könne etwa darauf beruhen, dass jemand das Spiel nicht verstanden habe oder nicht daran interessiert sei, schreiben die Forscher. Dies sei dann kaum zu interpretieren. Daher konzentrierten sie sich vor allem auf das Verhalten der rationalen Teilnehmer.

Die zeigten sich vor allem in der ersten Runde des Spiels spendabel. Die Forscher folgern, dass sie mit ihrem Verhalten andere dazu animieren wollten, ebenfalls Geld für die Gruppe zu geben - um später selbst davon zu profitieren.

Zukünftiger Nutzen

Kooperation in Gruppen sei vor allem dann erfolgversprechend, wenn sich die Teilnehmer einen Nutzen für die Zukunft erhofften, schreiben die Autoren. Deshalb hätten Beziehungen, die auf gegenseitigen Nutzen ausgerichtet seien, eher dann Bestand, wenn alle Seiten glaubten, davon zu profitieren. Umgekehrt scheitere die Zusammenarbeit zwischen Menschen, Gruppen oder auch zwischen Staaten vor allem dann, wenn Beteiligte glaubten, dass sie ihnen künftig nicht mehr nützen würde. Dann seien sie nicht mehr bereit, in die Zusammenarbeit zu investieren.

Strategische Kooperationen zum Beispiel zwischen Menschen werden schon lange erforscht: So kam 2012 eine Studie der Yale-Universität mit Kindern zu dem Ergebnis, dass diese vor allem dann großzügig sind, wenn ihre Handlungen beobachtet werden.

Die Forscher betonen aber, man müsse bei solchen Studien grundsätzlich rationale von irrationalen Teilnehmern unterscheiden. „Diese Differenz zwischen Individuen sorgt für Störungen“, schreibt das Team. „Wenn man das nicht kontrolliert, sinken die Chancen dafür, strategische Kooperation oder anderes interessantes Verhalten zu ermitteln.“

science.ORF.at/APA/dpa

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