Vögel als Babysitter
Am Anfang stand das Zusammenleben in Familiengruppen, wie die Wissenschaftler um Michael Griesser von der Universität Zürich berichten. Über die Gründe für kooperatives Brüten war man sich bisher uneins. Zwei Faktoren könnten laut früheren Studien eine Rolle spielen: Das Verhalten tritt demnach dann auf, wenn die Jungtiere nur schwer ein eigenes Territorium finden und wenn sie unvorhersehbar wechselhaften Umweltbedingungen ausgesetzt sind.
Universität Zürich (UZH)
Die Studie
„Family living sets the stage for cooperative breeding and ecological resilience in birds“, PLOS Biology, 21.6.2017
Den Fokus auf die Rolle der Familienverbände legten die Forscher um Griesser, weil kooperativ brütende Vogelarten immer auch in Familien zusammenleben. Es gibt jedoch auch Vogelarten mit Familienverbänden, die aber nicht als Babysitter für Artgenossen einspringen.
Zweistufige Entwicklung
Die Datenanalyse ergab, dass kooperativ brütende Vögel von Vorfahren abstammten, die bereits in Familien zusammenlebten, aber ihre Jungen nicht gemeinsam aufzogen. Daraus folgern die Forschenden, dass sich das Phänomen in zwei Stufen entwickelte.
Zunächst schlossen sich Vögel wegen begrenztem Platz in einem relativ überfüllten Territorium zu Familienverbänden zusammen. Erst im zweiten Schritt brachten wechselhafte Umweltbedingungen die Vögel dazu, die Chancen einer erfolgreichen Aufzucht von Jungen durch kooperative Brutpflege zu erhöhen.
Dieses Modell erkläre auch die geografische Verteilung der Vogelarten, die gemeinsam ihre Jungtiere aufziehen, hieß es in der Mitteilung. Diese Arten kommen gehäuft in Australien, Südafrika und im nördlichen Südamerika vor. „Diese Länder und Regionen waren dramatischen klimatischen Veränderungen ausgesetzt, was die Evolution der kooperativen Brutpflege begünstigte“, fasst Griesser zusammen.
science.ORF.at/APA/sda