Energy-Drinks: Verkaufsverbot für Jugendliche

Der Verkauf von Energy-Drinks an Kinder und Jugendliche unter 16 sollte verboten werden, fordern deutsche Herzspezialisten. Der hohe Koffeingehalt in diesen Getränken könnte schädliche Langzeitfolgen haben - vor allem fürs Herz.

Jede Woche sitzen Jugendliche mit hohem Energy-Drink-Konsum und einem krankhaft veränderten Herzen in seiner Praxis, sagt der Göttinger Kinderherzspezialist Martin Hulpke-Wette: „In der letzten und vorletzten Woche waren wieder jeweils ein Junge und ein Mädchen im Alter von 14 und 16 bei mir, die eine deutliche Wandverdickung ihres linken Herzens entwickelt haben.“ Er habe keinen anderen Grund ausfindig machen können als einen übermäßigen Konsum von Energy-Drinks, so der Sprecher der Arbeitsgruppe Prävention der Deutschen Gesellschaft für Kinderherzmedizin.

Folge Herzwandverdickung

Die linke Herzkammer, das ist dort, wo das frisch aus der Lunge kommende Blut in den Körper gepumpt wird, also der Blutdruck entsteht. Koffein lässt im Körper Stresshormone entstehen, die diesen Bereich des Herzens antreiben. In einer Dose Energy-Drink ist durchschnittlich gleich viel Koffein wie in einer Tasse Espresso. Kommt es durch zu viel Koffein zu einer übermäßigen Reizung, wird das Herz größer – man spricht von einer Herzwandverdickung.

Ö1 Sendungshinweis:

Über das Gesundheitsrisiko durch Energy-Drinks berichtete auch das Mittagsjournal.

„Eine deutliche Wandverdickung des Herzens ist ein hohes Risiko für eine spätere Herzrhythmusstörung und erhebliche Blutdruckprobleme. Außerdem kann es zu einem Herzversagen in dem Sinn kommen, dass das Herz sich nicht mehr vernünftig füllt“, so Martin Hulpke-Wette. „Das ist dann ein 40-Jähriger, der die Treppe nicht mehr hoch kommt. Sein Herz kann nicht mehr normal arbeiten, weil die Füllungsphase so stark gestört ist.“

Hohe Dosen, über lange Zeit

Die jungen Patientinnen und Patienten des Kinderkardiologen mit verändertem Herzen sind sogenannte High Chronic Consumers, das heißt, sie trinken vier- bis fünfmal in der Woche einen Liter eines Energy-Drinks. Aber auch kleinere Mengen regelmäßig konsumiert seien nicht harmlos, so der Kinderkardiologie. Er fordert deshalb wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen ein Verkaufsverbot für Energy-Drinks für Kinder und Jugendliche unter 16. „Es geht hier um nicht einwilligungsfähige Menschen, die die Konsequenzen nicht ermessen können, und wo Eltern und Lehrer keine Chance haben, das zu verhindern.“

Kongress:

Martin Hulpke-Wette war anlässlich des Europäischen Kongresses für Gesundheitsförderung und Prävention in Krems.

Denn vor allem im jugendlichen Alter spielt sich ein immer größerer Teil der Freizeit mit Freunden, außerhalb der Schule und ohne Eltern ab. Im Jahr 2013 haben 2.200 junge Österreicherinnen und Österreicher an einer Untersuchung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA teilgenommen. Sie hat gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Jugendlichen zweimal und öfter pro Woche zu den süßen Muntermachern greift, ein Drittel täglich. Und sogar drei Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen konsumieren die koffeinhaltigen Dosengetränke regelmäßig mehrere Male pro Woche.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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