WHO warnt vor Gonorrhö-Superkeimen

78 Millionen Menschen erkranken weltweit jedes Jahr an der Geschlechtskrankheit Gonorrhö. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt nun vor Superkeimen, die mit keinem Antibiotikum mehr bekämpft werden können.

„Die Bakterien, die Gonorrhö verursachen, sind sehr schlau. Jedes Mal, wenn wir eine neue Klasse Antibiotika verwenden, um die Infektion zu behandeln, entwickeln sie Resistenzen“, erklärt die WHO-Epidemiologin Teodora Wi. Die Krankheit wird bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen und kann zu Entzündungen unter anderem der Harnröhre führen. Manche Frauen leiden deshalb unter Entzündungen des Beckens.

Spitze des Eisbergs?

In Japan, Frankreich und Spanien sind bereits Fälle aufgetreten, in denen die Bakterien auf keine der bekannten Antibiotika mehr angesprochen haben. In allen drei Ländern funktionieren Diagnose und Behandlung der Krankheit prinzipiell sehr gut.

„Deshalb könnte es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs handeln“, sagt Wi. „Denn in ärmeren Ländern mit schlechteren Diagnosemöglichkeiten ist die Krankheit viel weiter verbreitet.“ Alleine in Südostasien und Afrika erkranken laut WHO jedes Jahr jeweils mehr als elf Millionen Menschen an Gonorrhö - früher auch Tripper genannt. In Europa sind es 4,7 Millionen. Weltweit treten pro Jahr 78 Millionen neue Fälle auf, Tendenz steigend.

Neue Initiative

Die Auswahl an Medikamenten, die noch helfen würden, sei sehr begrenzt, teilte die WHO am Freitag in Genf mit. In den meisten Ländern sei nur noch eine Klasse von Antibiotika (Cephalosporin) gegen Gonorrhö wirksam.

Aktuell würden nur drei neue chemische Substanzen in verschiedenen Phasen der klinischen Erprobung stehen. Der Grund: Die Entwicklung neuer Antibiotika ist für Pharmafirmen nicht sehr lukrativ. Die Behandlungen dauern im Gegensatz zu solchen bei chronischen Krankheiten nur sehr kurz und sie verlieren zunehmend ihre Wirkung, je resistenter die Bakterien werden.

Die WHO hat deshalb gemeinsam mit der „Initiative für vernachlässigte Krankheiten“ eine eigene Organisation (GARDP) gegründet, die neue Antibiotika erforschen und entwickeln soll – unter anderem auch gegen Gonorrhö.

„Die Situation ist düster“, sagt GARDP-Direktor Manica Balasegaram. „Kurzfristig versuchen wir deshalb, die Entwicklung einer der drei neuen Substanzen zu beschleunigen, und arbeiten an möglichen Kombinationstherapien.“ Die Behandlungen sollten für alle verfügbar sein und „gleichzeitig richtig angewendet werden, damit sich die Resistenzbildung möglichst verlangsamt“.

science.ORF.at

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