So leicht täuschen gefälschte Bilder

Fotos zu manipulieren ist technisch keine große Sache. Erkennen Betrachter den Betrug? Bisweilen schon - doch selten besser als durch reines Raten, so das ernüchternde Fazit eines Versuchs.

Der Begriff „Fake News“ hat dieser Tage Konjunktur. Forscher der britischen Universität Warwick fügen der nicht immer sachlich geführten Debatte nun Handfestes hinzu, eine psychologische Probe aufs Exempel: „Glauben Sie, dass dieses Bild verändert wurde?“ Diese Frage stellten sie Probanden bei einem Online-Test (wer mitmachen will, kann das hier tun).

Die Studie

„Can people identify original and manipulated photos of real-world scenes?“, Cognitive Research: Principles and Implications, 19.7.2017.

Die Aufgabe schien zunächst nicht allzu schwierig. Insgesamt zehn Bilder präsentierten die Wissenschaftler um die Psychologin Sophie Nightingale. Fünf davon hatten sie bearbeitet, teilweise recht plump, manche raffinierter. Bilanz des Versuchs: Viele Veränderungen erwiesen sich erst nach der Auflösung als offensichtlich - die Probanden waren zum Teil mit Blindheit geschlagen.

Trefferquote: 66 Prozent

Ob ein Bild manipuliert wurde oder nicht, erkannten die 700 Testteilnehmer nur in 66 Prozent aller Fälle. Hätten sie geraten, wäre die Trefferquote bei 50 Prozent gelegen. „Das hat gravierende Konsequenzen wegen der großen Anzahl an Bildern und möglicherweise gefälschten Bildern, denen Menschen täglich durch soziale Netzwerke und Medien ausgesetzt sind“, sagt Nightingale.

Junger Mann hält gefangenen Fisch in Händen, dahinter ein See

Sophie Nightingale, Cognitive Research, 2017

Gefälscht oder nicht gefälscht - wissen Sie es?

Die Veränderungen im Bild lassen sich, wie die Wissenschaftler im Fachblatt „Cognitive Research“ festhalten, in zwei Gruppen unterteilen: Da gibt es zum einen plausible Manipulationen (eine ins Bild montierte Katze beispielsweise) und solche, die den physikalischen Gesetzen widersprechen (etwa Schatten, die nach links und nach rechts zeigen). Das sollte einen Unterschied machen. Tut es aber nicht wirklich, wie der Versuch zeigt.

Nur ein Gefühl von „falsch“

Die Testpersonen schnitten bei den physikalisch unmöglichen Manipulationen, was ihre Quote anlangt, zwar etwas besser ab. Doch sie fanden nicht öfter heraus, wo genau der Eingriff im Bild stattgefunden hatte. „Auch wenn Menschen erkennen, dass etwas in einem Bild nicht stimmt, sind sie doch nicht in der Lage zu erkennen, was genau an diesem Bild falsch ist“, sagt Co-Autor Derrick Watson.

Frühere Studien mit computergenerierten Bildern hatten bereits gezeigt, dass Menschen Ungereimtheiten bei geometrischen Formen nur schwer erkennen können. Dieser Befund gilt auch für alltägliche Fotomotive - wie zu beweisen war.

Auflösung zum Bild oben: Ja, es handelt sich um ein Fake. Das Boot im Hintergrund wurde nachträglich eingefügt.

Robert Czepel, science.ORF.at

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