Wolf wurde nur einmal zum Hund

Wo die Menschen den Wolf gezähmt haben, ist bis heute umstritten. Manche Forscher meinen, dass das an mehreren Orten parallel in Europa und Asien geschehen sei. Dem widerspricht nun eine neue Studie, die das Erbgut uralter Hunde verglichen hat.

Der Übergang vom Wolf zum Hund lief den Forschern zufolge vor 20.000 bis 40.000 Jahren ab. Nicht herausgefunden haben sie allerdings, wo genau denn nun der Ort in Eurasien liegt, an dem Menschen die Wölfe zu ihren Begleitern machten.

Die Ergebnisse zeigten laut der Paläontologin Amelie Scheu von der Universität Mainz aber: „Es war in einem Landstrich, einer Region.“ Eine Domestizierung sei kompliziert und könne sich über mehrere hundert Jahre hinziehen.

Chihuahuas und Doggen sehr ähnlich

Die Forscher nahmen für ihre Arbeit DNA mehrerer Hunde aus der Jungsteinzeit unter die Lupe. Unter anderem sequenzierten sie das Erbgut eines Hundes, der vor 7.000 Jahren lebte und dessen Überreste bei Herxheim im deutschen Rheinland-Pfalz gefunden wurden. Auch 4.700 Jahre alte Überreste eines Tieres aus der Kirschbaumhöhle in Oberfranken in Deutschland flossen in die Untersuchung ein. Zudem wurden die Daten eines 5.000 Jahre alten Hundes aus Irland berücksichtigt.

Es zeigten sich große Übereinstimmungen der Jungsteinzeit-Hunde mit heute lebenden Tieren, schreiben die Forscher. „Wir schließen auf eine kontinuierliche Hundepopulation von der Jungsteinzeit bis zu heutigen Rassehunden“, sagte Scheu. Zwar sähen Chihuahuas oder Deutsche Doggen sicherlich ganz anders aus als ihre Vorfahren vor Tausenden von Jahren. „Aber genetisch sind sie überraschend ähnlich.“

Rätsel noch nicht gelöst

Die Forscher sequenzierten das komplette Genom der Hunde. Darin liege der große Unterschied zu älteren Studien, sagte der deutsche Evolutionsgenetiker Olaf Thalmann, der nicht an der Untersuchung beteiligt war. Er und seine Kollegen untersuchten vor vier Jahren mitochondriale DNA von Hunden, die viel weniger genetische Informationen enthält. „Die Aussagekraft ist um ein Vielfaches höher, wenn man nicht nur einen Datenpunkt hat, sondern sehr viele Punkte“, sagte Thalmann.

Um die Zähmung geografisch und zeitlich weiter einzugrenzen, sei die Sequenzierung der Genome weiterer prähistorischer Funde aus Eurasien nötig, schreiben die Forscher der aktuellen Studie. Thalmann ergänzt, die neuen Erkenntnisse seien ein „großer Fortschritt“ - dennoch aber nur ein kleiner Teil im großen Mosaik der Hundedomestizierung. „Wir sind noch weit davon entfernt, die ganze Komplexität zu verstehen.“

science.ORF.at/dpa

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