Genetik soll Schwarzkiefern retten

Kein anderer Baum prägt das südliche Niederösterreich so wie die Schwarzkiefer, auch Schwarzföhre genannt. Wie lange noch, ist allerdings fraglich. Denn ein Pilz setzt den Bäumen zu. Die Wissenschaft sucht nun nach Genen, die widerstandsfähig machen.

Rund 20.000 Hektar Waldboden sind heute in Österreich von der Schwarzkiefer bedeckt, der Großteil davon in Niederösterreich. Auch am Steinfeld prägen zahlreiche Schwarzkiefern die Landschaft, aber Erhard Halmschlager runzelt die Stirn, wenn er in einen Waldabschnitt schaut: „Da sieht man, dass der Zug, was das Schwarzkieferntriebsterben betrifft, schon ziemlich abgefahren ist.“ Es gebe in diesem Abschnitt nur noch einzelne, gesund aussehende Bäume. Die meisten seien schwer geschädigt, so der Spezialist für Baumkrankheiten von der Universität für Bodenkultur.

Ein ehemaliger Wald wurde zu einer grasbewachsenen Lichtung.

Elke Ziegler, Ö1 Wissenschaft

Am niederösterreichischen Steinfeld: Wo früher Wald war, ist jetzt eine grasbewachsene Lichtung.

Zerzauste Krone, deutlich verkürzte, braune Nadeln - der Baum stirbt von außen nach innen, von oben nach unten. Hat die Krankheit den Großteil des Baumes erfasst, kann er nur mehr entfernt werden. Im Unterschied zur sonstigen Gewohnheit, Äste von gefällten Bäumen teilweise am Waldboden liegen zu lassen, um ihm Nährstoffe zuzuführen, müssen pilzbefallene Schwarzkiefern inklusive aller Äste entsorgt werden. Denn der Pilz Diplodia sapinea bleibt zwei bis drei Jahre ansteckend, bleiben befallene Äste am Boden liegen, kann er mit dem Regen zu Nachbarbäumen gewaschen werden.

Nutznießer des Klimawandels

Der Pilz ist ein „Profiteur des Klimawandels“, sagt Erhard Halmschlager: „Er stammt eigentlich aus dem Mittelmeerraum und hat bei uns erst ab den 1990er Jahren Probleme gemacht. Mit den steigenden Temperaturen ist das Schwarzkieferntriebsterben bei uns entstanden.“

Ö1-Sendungshinweis:

Über das Schwarzkiefernsterben berichtete auch das Mittagsjournal: 18.7., 12 Uhr.

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Die heißen und trockenen Sommer 2013 und 2015 haben die Pilzkrankheit regelrecht explodieren lassen. Um Lösungen zu finden, blickt die Wissenschaft ins Innerste der Bäume, in ihr Erbgut. Das Saatgut der Schwarzkiefer wurde schon in der Monarchie über große Distanzen gehandelt. Ein Projekt des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) hat ergeben, dass zwar die Mehrheit der Bäume aus österreichischen Samen gewachsen ist. Immerhin ein Viertel stammt aber aus anderen Teilen Europas und hier wiederum großteils aus Istrien.

Genetische Vielfalt als Chance

In dieser Vielfalt könnte eine Chance liegen, so Waldgenetiker Jan-Peter George vom BFW: „Wir wollen herausfinden, was resistentere Bäume von der Genetik her anders machen als anfälligere Bäume.“ Die große Hoffnung sei, pilzresistente Einzelbäume zu identifizieren und von ihnen neues Saatgut zu gewinnen.

Ein Zapfen einer Schwarzkiefer mit Pilzsporen

Bundesforschungszentrum für Wald

Ein mit Fruchtkörpern des Pilzes übersähter Zapfen einer Schwarzkiefer. Über Äste, Nadeln und Zapfen verbreitet sich die Krankheit.

Das Kieferntriebsterben zerstört in Niederösterreich nicht nur Ökosysteme, es ist auch ein wirtschaftliches Problem für Sägewerke, Tischlereien und Waldbesitzer. Um zu zeigen, wo im Wald die größten Probleme sind, wurde ein Teil der niederösterreichischen Schwarzkiefern per Drohne überflogen und mit Infrarotkamera fotografiert.

„Anhand dieser Nahinfrarotinformation kann man die Vitalität von dem überflogenen Gebiet errechnen und als Index darstellen“, schildert der BFW-Drohnenexperte Marc Adams. Damit könne man besonders gefährdete Bereiche im Wald erkennen, was vom Boden aus nicht so leicht möglich sei.

Letztendlich liegt es aber an den Waldbesitzern, auf die Krankheit zu reagieren. Die Empfehlungen: den Abstand zwischen den neu gepflanzten Schwarzkiefern vergrößern, Monokulturen meiden und den Bestand um heimische Laubbäume wie Linde, Nuss und Elsbeere erweitern.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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