Weit, weiter, „Voyager“

Vor 40 Jahren begannen die beiden „Voyager“-Sonden ihre Odyssee durch den unermesslichen Weltraum. Eigentlich hätte ihre Mission nur vier Jahre dauern sollen. Doch sie sind immer noch unterwegs - und senden munter weiter Daten.

Gute Musik haben die beiden Sonden auf jeden Fall im Gepäck: Den Song „Johnny B. Goode“ der Rock’n’Roll-Legende Chuck Berry, dazu klassische Musik von Bach, Mozart und Beethoven sowie Klänge aus Ländern wie Australien, Bulgarien, Japan und Peru, alles auf goldene Datenträger gepresst.

Auch 115 Bilder und Grußbotschaften an Außerirdische in 55 verschiedenen Sprachen sind auf den Datenträgern gespeichert. „Da die Sonden Milliarden von Jahre halten könnten, könnten diese Datenträger-Zeitkapseln einmal die einzigen verbliebenen Spuren der Menschheit sein“, heißt es bedeutungsschwer von der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

Beginn einer großen Reise

Schon von Anfang an war der Nasa klar: Die Zwillingssonden „Voyager 1“ und „Voyager 2“ gehen auf ganz große Reise, vorbei an den Planeten unseres Sonnensystems und darüber hinaus. Am kommenden Sonntag (20. August) jährt sich der Start von „Voyager 2“ (Reisender) zum 40. Mal.

Am 20. August 1977 war die Sonde gestartet, ihre Zwillingsschwester „Voyager 1“ kurz darauf am 5. September 1977 - und immer noch fliegen beide durchs All. Längst gilt die Mission der beiden „kosmischen Überflieger“ als eine der erfolgreichsten Nasa-Unternehmungen aller Zeiten.

„Wenige Missionen können je die Errungenschaften der ‚Voyager‘-Sonden erreichen“, sagt Nasa-Manager Thomas Zurbuchen. „Sie haben uns über die zuvor unbekannten Wunder des Universums aufgeklärt und die Menschheit inspiriert, unser Sonnensystem und alles darüber hinaus zu entdecken.“

20 Milliarden Kilometer

Rund 20 Milliarden Kilometer ist „Voyager 1“ inzwischen von der Erde entfernt - so weit wie kein anderes vom Menschen gebautes Objekt. Bei „Voyager 2“ sind es rund 17 Milliarden. „Voyager 1“ rast Richtung Norden durch das All, ihre Funksignale sind mehr als 17 Stunden zur Erde unterwegs.

2012 wurde „Voyager 1“ zur ersten Raumsonde, die in der Geschichte der Menschheit das Sonnensystem verlassen hat. „Voyager 2“ fliegt Richtung Süden und ist dank ihres früheren Starts die am längsten kontinuierlich betriebene Raumsonde.

Detail der Oberfläche von Jupiter

NASA/JPL

Einer der Höhepunkte: die Passage von Jupiter.

Beide Sonden hatten ein Rendezvous mit Jupiter und Saturn, „Voyager 2“ besuchte dazu Uranus und Neptun - die einzige Sonde, die bei all diesen Planeten vorbeiflog. Auch 48 Monde studierten die Sonden. Atemberaubende Fotos sendeten die beiden von der Atmosphäre des Jupiter, von den bis dahin unbekannten aktiven Vulkanen des Jupiter-Mondes Io und von den Ringen des Saturn.

Noch kein Ende in Sicht

Immer noch scheinen die beiden Sonden fit. Zwar werden sie wohl in den kommenden 40.000 Jahren an keinem Stern mehr vorbeikommen, aber sie schicken weiter munter Daten über die Zustände in der unerforschten Region namens Heliopause. Das ist vereinfacht gesagt die Grenzschicht zwischen unserem Sonnensystem und der Sternenwelt.

Dass es um sie herum derzeit so leer ist, macht es auch weniger gefährlich für die Sonden. „Niemand von uns wusste beim Start vor 40 Jahren, dass irgendwas hier noch funktionieren würde und dass wir diese wegweisende Reise noch fortsetzen würden“, sagte Nasa-Manager Ed Stone. „Das Aufregendste, was sie in den kommenden fünf Jahren entdecken werden, ist wahrscheinlich etwas, von dem wir nichts ahnen.“

Updates für alte Technologie

Die Sonden waren von Anfang an in weiser Voraussicht „weltallfest“ gebaut. Gut geschützt, um auch in der harschen Umgebung von Jupiter zu überleben, und mit Backup-Systemen. Betrieben wird das „Voyager“-Duo mit langlebigen Plutonium-Generatoren - nach 88 Jahren wird nur die Hälfte des Plutoniums verschwunden sein.

Die beiden Jupiter-Monde Io und Europa

NASA/JPL

Aufnahme aus dem Jahr 1979: die beiden Jupiter-Monde Io und Europa.

Trotzdem nimmt die Kraft der Sonden Jahr für Jahr ab und die Ingenieure müssen sich daran anpassen. Dafür müssen sie häufig jahrzehntealte Dokumente oder längst in Rente gegangene Nasa-Ingenieure kontaktieren. „Die Technologie ist viele Generationen alt und es braucht jemanden mit Design-Erfahrung aus den 1970ern, um zu verstehen, wie die Sonden funktionieren und welche Updates gemacht werden können, damit sie heute und zukünftig weiter funktionieren können“, sagt Nasa-Managerin Suzanne Dodd.

Der 40. Geburtstag der je eine Tonne schweren Sonden soll noch lange nicht ihr letzter sein. Bis 2030 könnten einige der wissenschaftlichen Instrumente an Bord noch halten, vermutet die Nasa, dann müssen wohl auch die letzten abgeschaltet werden. Aber auch wenn sie verstummen, werden die Sonden nicht aufhören zu fliegen - mit rund 48.000 Stundenkilometern immer weiter durch die Milchstraße.

science.ORF.at/dpa

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