150 bis 800 Todesfälle mehr pro Hitzewelle

Ab kommendem Jahr plant die AGES ein kontinuierliches Mortalitäts-Monitoring. Probeläufe mit historischen Daten zeigen, dass bei jeder Hitzewelle 150 bis 800 Menschen mehr sterben als sonst, berichtet der „Falter“.

Die in der neuen Ausgabe der Wochenzeitung unter dem Titel „Komm, heißer Tod“ aufgemachte Story bezieht sich zunächst vor allem auf eine Studie von Hans-Peter Hutter vom Institut für Umwelthygiene, die bereits im Jahr 2007 in der Wiener Klinischen Wochenschrift erschienen ist. Durch die Analyse der Mortalitäts- und Temperaturdaten für Wien im Sommer 2003 kamen die Wissenschaftler für die Bundeshauptstadt damals auf zumindest 130 Menschen, die an den Folgen der hohen Temperaturen starben. Hochgerechnet auf Österreich sollen demnach 2003 660 mehr Menschen in Folge der Hitze gestorben sein.

Der Bericht nimmt auch Bezug auf ein aktuelles Projekt der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zur kontinuierlichen Beobachtung der Mortalität in Österreich, ab dem kommenden Jahr soll das Monitoring starten. Bei Probeläufen mit Daten aus den heißen Sommern der Jahre 2007, 2010 und 2011 hätte sich aber eine signifikante Übersterblichkeit ergeben: jeweils 150 bis 800 Todesfälle mehr.

Kein einfacher Zusammenhang

An der Temperaturabhängigkeit der Sterberaten gibt es wenig Zweifel. Dies gilt auch für hohe Temperaturen. Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes in Freiburg sagte vor Kurzem: „Bei 32 Grad nimmt die Mortalität um über fünf Prozent zu, bei 38 Grad nimmt sie um elf Prozent und mehr zu.“

Das alles sei aber zu den jahresbedingten Schwankungen von Temperatur und Mortalität in Relation zu setzen. Ein einfacher Zusammenhang zwischen Wetter und Gesundheit existiert nicht. Laut einer im Frühjahr 2015 „Lancet“ publizierten Studie ist kaltes Wetter für die Gesundheit viel schädlicher als warmes.

Die Forscher hatten für die Untersuchung 74 Millionen Todesfälle zwischen 1985 und 2012 in 13 Staaten quer über den Erdball ausgewertet. Das Ergebnis: Kälte ist für etwa 20-mal mehr Todesfälle verantwortlich als Wärme. Ist es zu warm, belastet das vor allem Herz und Kreislauf. Ist es zu kalt, kommen laut Studie Probleme mit den Atemwegen als weiteres Risiko hinzu, außerdem ist dann die Immunabwehr schwächer.

Kälte schlimmer als Wärme

Kälte war der Studie zufolge für 7,29 Prozent aller Todesfälle verantwortlich, Wärme nur für 0,42 Prozent. Aber: Extreme Temperaturen - egal ob eisige Kälte oder große Hitze - waren nur für relativ wenige Todesfälle verantwortlich. Die meisten wetterbedingten Todesfälle ereigneten sich an mäßig heißen und vor allem an etwas zu kalten Tagen.

Rund um die Temperaturschwankungen mit den Jahreszeiten gibt es noch andere Gefahren: Im Winter 2014/2015 forderte die Influenza laut Berechnungen von Wiener Virologen und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) rund 3.000 Todesfälle. Im Durchschnitt sind es pro Influenza-Saison 1.000 bis 1.200 Todesfälle.

science.ORF.at/APA

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