Studium: Teuer, noch bevor es losgeht

Geht es um die Uni-Aufnahmetests, verlassen sich viele Bewerber nicht nur auf ihr Allgemeinwissen. Sie investieren in Skripten, Probetests und Vorbereitungskurse. Kosten, die für einige zum Knackpunkt bei der Studienwahl werden könnten.

Gar nicht erst alle anfangen lassen oder die Studierendenzahl zumindest möglichst schnell reduzieren - diese Strategie verfolgen viele Universitäten in den überlaufenen Fächern. Um doch einen Platz zu ergattern, setzen viele potenzielle Studienanfängerinnen und Studienanfänger auf kostenpflichtige Unterstützung. Eine Erhebung im Auftrag des Wissenschaftsministeriums zeigte vor zwei Jahren, dass sich knapp 41 Prozent der Studienwerberinnen und Studienwerber vor einer Aufnahmeprüfung externe Unterstützung bzw. Beratung in Anspruch genommen haben.

Medizinbewerber geben am meisten aus

Laut der Online-Befragung wird im Vorfeld des Medizinaufnahmetests am meisten ausgegeben. Ein Drittel der Bewerberinnen und Bewerber investierte mehr als 500 Euro. In anderen Fächern wie Informatik, Psychologie oder Veterinärmedizin lässt sich die Hälfte der Studienwerber die Vorbereitung zumindest mehr als 100 Euro kosten. Immer mehr private Institute bieten Vorbereitungskurse an, die zwischen einigen hundert und mehreren tausend Euro kosten können.

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Beim Medizinstudium liegen die Vorbereitungskurse zwischen 380 Euro für ein paar Tage und 3.500 Euro für zwei Semester. Kosten, die potenzielle Studienwerberinnen und Studienwerber abschrecken könnten, sagt der Sozialforscher Martin Unger vom Institut für Höhere Studien. Denn Geld sei in vielen Familien ein Thema, die Aufnahmetests seien auch nicht kostenlos. Bei Medizinaufnahmetest sind 110 Euro zu entrichten, in Psychologie oder Biologie sind es 50 Euro. „Wenn jetzt noch gezielte Schulungen dazu kommen, dann verschiebt sich das Bild immer mehr zu Ungunsten des Studiums, das wird immer teurer, im Vergleich zu anderen Möglichkeiten“, so Unger.

Förderung nur in Niederösterreich

Die Niederösterreichische Landeskliniken-Holding hat auf diese Entwicklung mit dem Förderprogramm „Niederösterreich studiert Medizin“ reagiert. Wer in Niederösterreich gemeldet ist und dort einen Vorbereitungskurs für den Aufnahmetest besuchen möchte, bekommt einen Teil der Kosten ersetzt, maximal 350 Euro. 2016 betrug die Gesamtförderung 120.000 Euro - Obergrenze gibt es keine. Wer dann einen Studienplatz an einer öffentlichen Universität oder der Karl Landsteiner Privatuniversität zugewiesen bekommt, kann auch noch die Rückerstattung des gesamten Prüfungskostenbeitrages von 110 Euro beantragen.

Beim Medizinstudium hat sich die soziale Durchmischung in den vergangenen Jahren auch tatsächlich verschlechtert. Hier bewerben sich seit der Einführung der Aufnahmetests mehr Kinder aus Akademikerfamilien und weniger aus bildungsfernen Haushalten. In anderen Fächern konnte man das bis dato nicht zeigen, sagt der Sozialforscher Martin Unger. Ein kleines Warnsignal gebe es jedoch. „Es könnte sein, dass etwas weniger Ältere kommen, um ein Studium zu beginnen, also dass sich die Studierenden verjüngen und weniger Quereinsteiger beginnen“, so Unger. Für eindeutige Ergebnisse sei allerdings eine längere Beobachtung notwendig.

ÖH kritisiert Entwicklung

Die Kosten vor Studienbeginn hätten Folgen für die Studienwahl, kritisiert die Österreichische HochschülerInnenschaft. Dort, wo Zugangsbeschränkungen eingeführt werden, würden private Institute aus dem Boden gestampft, die Vorbereitungskurse anbieten, sagt Hannah Lutz aus dem Vorsitzteam der ÖH. „Viele angehende Studierende haben hier das Gefühl, dass sie einen Kurs absolvieren müssen, um dann bessere Chancen auf einen Studienplatz zu haben“, so Lutz. Hier würde mit der Zukunftsangst der Studienwerber gespielt.

Während die ÖH eine soziale Verschärfung fürchtet, wenn es zu weiteren Zugangsbeschränkungen kommt, halten die Universitäten und das Wissenschaftsministerium an dieser Strategie fest. Auch eine Gesetzesvorlage zur Studienplatzfinanzierung sieht eine weitere Reduktion der Studienplätze vor. In einer Stellungnahme gegenüber Ö1 heißt es „Faire Zugangsregelungen, die für alle Studierenden gleich sind und nicht zu einer Benachteiligung Einzelner führen, sind daher der richtige Weg.“ Die würden auch zu geringen Drop-Out-Raten führen. Und für das Wintersemester habe man die Studienförderung um 60 Millionen Euro aufgestockt. Das gilt allerdings nur für jene, die bereits einen Studienplatz bekommen haben.

Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft

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