Nashorn-Schmuggel wird raffinierter

Ein ganzes Horn eines Nashorns kann der Zoll beim Röntgen noch leicht erkennen. Schmuckstücke aus Horn dagegen sind leicht zu verstecken. Wilderer in Afrika könnten darum bald noch mehr der gefährdeten Tiere erlegen.

In Südafrika, wo rund 80 Prozent der Nashörner des Kontinents leben, gibt es immer mehr illegale Werkstätten, die die Hörner vor dem Export nach Asien zu kleineren Produkten wie Armreifen, Anhängern oder Pulver verarbeiten, heißt es in einer aktuellen Studie der Artenschutzorganisation Traffic.

Die Objekte würden oft mit Wachs oder Aluminium ummantelt und seien beim Röntgen von Fracht und Gepäck nur schwer zu erkennen. Deswegen sei es entscheidend, dass die betroffenen Länder, allen voran Südafrika, Polizei und Zoll rasch besser organisierten und ausrüsteten, forderte Traffic.

Hohe Nachfrage in Vietnam und China

„Die Syndikate wollen keine ganzen Hörner mehr exportieren“, erklärt der Leiter der Artenschutz-Abteilung von Südafrikas Polizei, Johan Jooste. „Sie haben damit angefangen, sie in sogenannte Scheiben oder Kugeln zu schneiden, um die Marktnachfrage zu bedienen und um nicht erwischt zu werden.“

Die Nachfrage nach Rhinozeros-Horn in Asien, vor allem in Vietnam und China, hält demnach ungebrochen an. Dort wird das Horn zu hohen Preisen zur Zierde gekauft oder zur Verarbeitung zum Pulver für die traditionelle chinesische Medizin - obwohl es keinerlei wissenschaftlichen Hinweise für eine Wirksamkeit gibt.

Südafrika: Wilderei im Nationalpark

In Südafrika wurden innerhalb von zehn Jahren rund 7.000 Nashörner von zumeist schwer bewaffneten Wilderern getötet, vor allem im Krüger-Nationalpark an der Grenze zu Mosambik. Der Export werde von chinesischen Syndikaten kontrolliert, so Traffic. Inzwischen ließen die Netzwerke Hörner immer häufiger in Südafrika verarbeiten, erklärte Traffic.

Die Traffic-Studie stützt sich auf Daten von 456 Beschlagnahmungen von Horn und daraus hergestellten Produkten seit 2010. Seither seien weltweit schätzungsweise nur fünf Tonnen Horn beschlagnahmt worden, Wilderer hätten aber etwa 37 Tonnen erbeutet.

Südafrikas Regierung bekämpft die Wilderei mit durchwachsenem Erfolg. Nach Angaben des Umweltministeriums wurden im vergangenen Jahr 680 Wilderer und Mittelsmänner festgenommen - mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor. Experten zufolge darf angesichts der hohen Wilderei-Zahlen von rund 1.000 getöteten Tieren pro Jahr jedoch keinesfalls Entwarnung gegeben werden.

“Staat ist überfordert“

„Die Wildtiermafia fällt in die ländlichen Gebieten ein, wo der Staat an vielen Fronten überfordert ist. Trotz erheblicher Bemühungen fehlen oftmals die Ressourcen, um es mit den hochgerüsteten Banden aufzunehmen“, sagt Katharina Trump, Expertin für Wildartenkriminalität beim WWF Deutschland.

Zudem sind Artenschützer besorgt, weil es in Folge einer Gesetzeslücke in Südafrika im August erstmals eine Auktion für Rhinozeros-Hörner aus einer privaten Aufzucht gab. Dies werde zu einer „erheblichen Erschwernis für die Strafverfolgung“ und zum Anfeuern der „Nachfrage und damit auch der Wilderei“ führen, warnt der WWF. „Die legalen Bestände werden niemals ausreichen, um den Bedarf zu decken.“ Private Nashornzüchter in Südafrika argumentieren hingegen, dass ein legaler Handel der Wilderei die Geschäftsgrundlage nehmen könnte.

In Afrika gibt es Schätzungen zufolge nur noch 20.000 bis 25.000 wildlebende Breitmaul- und Spitzmaulnashörner. Außerhalb des Kontinents kommen Nashörner noch in Indonesien, Indien und Nepal in freier Wildbahn vor. Dort soll es Schätzungen zufolge etwa 3.500 Tiere geben. Der Handel mit dem Horn von Nashörnern ist international seit rund vier Jahrzehnten verboten.

science.ORF.at/dpa

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