Wie man saubere Energie mit Naturschutz verbindet

Alternativenergien und Naturschutz sind nicht immer vereinbar: Neue Leitlinien des Österreichischen UNESCO-Komitees sollen regeln, wie sich erneuerbare Energiegewinnung sinnvoll in Naturschutzgebiete integrieren lässt.

Naturschutz und erneuerbare Energien: Diese beiden Konzepte passen nur auf den ersten Blick bestens zusammen. In der Praxis sind sie aber nicht immer miteinander vereinbar, etwa wenn durch Windparks Vogelrouten gestört werden oder großflächige Solaranlagen die biologische Vielfalt beeinträchtigen.

Besonders deutlich werden solche Konflikte derzeit in den Unesco- Biosphärenparks. Das Österreichische Nationalkomitee für das UNESCO-Programm „Man and the Biosphere“ hat nun Leitlinien entworfen, wie erneuerbare Energien in den Biosphärenparks eingesetzt werden können, ohne den Naturschutz zu beeinträchtigen.

Drei Biosphärenparks in Österreich

In Österreich gibt es drei Biosphärenparks: Den Wienerwald, der Salzburger Lungau und die Kärntner Nockberge, und das Walsertal in Vorarlberg. Es sind Modellregionen für nachhaltige Entwicklung. Hier soll, nach den Richtlinien der UNESCO, die Natur geschützt, nachhaltig gelebt und Nachhaltigkeit erforscht werden. Doch ausgerechnet erneuerbare Energieträger bedrohen nun die Biosphärenparks, meint Günter Köck von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und zuständig für die nationale Umsetzung des UNESCO-Programms „Man and the Biosphere“.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 5.10. um 13:55

Denn Wind- Wasserkraft oder Solaranlagen benötigen viel Raum. Auch der großflächige Anbau von Energiepflanzen ist kritisch zu sehen, so Köck: „Artenreiche Wiesen opfern, um großflächig Mais oder Raps oder andere Energiepflanzen anzubauen, das ist sicher abzulehnen. Auch die Nutzung von Totholz aus Kernzonen ist abzulehnen, weil zum Beispiel bestimmte Käferarten oder Vogelarten wie der Specht zum Beispiel Totholz brauchen. “

Empfehlungen für Alternativenergie

Seit 1976 gibt es weltweit von der UNESCO als „Biosphärenpark“ ausgezeichnete Gebiete. Hier wird möglichst nachhaltig gelebt und gewirtschaftet. Es gibt hier strenge Naturschutzgebiete, sogenannte „Kernzonen“, daran angrenzend sogenannte „Pflege- und Pufferzonen“ für sanften Tourismus und ökologische Landwirtschaft, sowie „Entwicklungszonen“ mit nachhaltiger Bewirtschaftung.

Die „Kernzonen“ sind besonders streng zu behandeln, fordert das österreichische Nationalkomitee von „Man and the Biosphere“ in seinen Leitlinien. So sollten etwa keine Wind- und Photovoltaikanlagen sowie Wasserkraftanlagen in den Kernzonen errichtet werden, auch Biomasse darf der Kernzone nicht entnommen werden.

Konflikte mehren sich

Seit dem vermehrten Umstieg auf erneuerbare Energien mehren sich die Konfliktfälle. In Deutschland ist vor Kurzem das Vorhaben gescheitert, eine Windkraftanlage im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen zu erreichten – das deutsche UNESCO-Nationalkomitee protestierte erfolgreich. Die Komitees können die Auszeichnung „Biosphärenreservat“ wieder aberkennen lassen, wenn bestimmte Kriterien nicht mehr erfüllt werden.

Auch in Österreich gab es immer wieder Konfliktfälle, so Günter Köck. Etwa bei der Errichtung von Windkraftanlagen im Salzburger Lungau. Man sei nicht generell gegen neue Energieträger, so Köck. Es gehe in den Leitlinien hauptsächlich darum, eine Balance zu finden: „Kleine Photovoltaikanlagen oder ganz kleine Wasserkraftanlagen zur Versorgung einer Schutzhütte, das wäre in der Kernzone denkbar. In Entwicklungszonen könnte man natürlich mehr errichten, aber es muss immer nachhaltig sein und darf den Artenschutz nicht gefährden.“

Energiekonzepte

Empfohlen wird den Biosphärenparks auch die Erstellung eines Energiekonzeptes. Bevor neue Anlagen gebaut werden sollte geprüft werden, wo Energie eingespart werden kann. „Zum Beispiel durch bessere Dämmung der Gebäude, durch den Umstieg von normaler Straßenbeleuchtung auf LED Straßenbeleuchtung“, erklärt Köck.

Das österreichische Nationalkomitee für das UNESCO-Programm „Man and the Biosphere“ hat sich in seinem Positionspapier erstmals mit allen vier Energieträgern, also Wind- Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse auseinandergesetzt und ist damit ein internationaler Vorreiter. Die österreichischen Leitlinien könnten daher schon bald für Unesco-Biosphärenparks weltweit verwendet werden.

Hanna Ronzheimer, Ö1-Wissenschaft

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