ÖVP: Förderung orientiert an EU-Politik

Ausbildung an den Fachhochschulen, Forschung an den Universitäten - zu dieser grundsätzlichen Strategie bekennt sich Wissenschaftsminister Harald Mahrer von der ÖVP. In der Förderung werde man sich weiter an den EU-Schwerpunkten orientieren.

science.ORF.at: Eines Ihrer strategischen Ziele ist es, den Anteil der Fachhochschulstudierenden von derzeit 13 auf 60 Prozent zu heben. Bedeutet das, dass die Ausbildung an den Fachhochschulen stattfinden soll und die Forschung an den Universitäten?

Harald Mahrer: Das langfristige Ziel ist tatsächlich, in Richtung einer stärker praxisorientierten Ausbildung im Bereich der Fachhochschulen zu gehen. Zusätzlich heißt es natürlich, Freiräume schaffen für Grundlagen- und Spitzenforschung an den Universitäten.

In den Wahlprogrammen der ÖVP kommt das Wort Universität auf 200 Seiten viermal vor, Forschung nur im Sinn ihrer Anwendbarkeit durch Unternehmen und Produkte - wie ist denn Ihr Verständnis von Grundlagenforschung und anwendungsorientierter Forschung?

Die beiden Bereiche fangen Schritt für Schritt an, ein bisschen zu verschwimmen. Wir waren auf europäischer Ebene das erste Land, das eine Open-Innovation-Strategie vorgelegt hat. Wir sind auf einer Linie mit dem EU-Forschungskommissar Carlos Moedas, dass wir drei „Leitsterne“ haben bei der Entwicklung des österreichischen Hochschulraumes: Exzellenz, Impact und Offenheit. Da bekennen wir uns zu entsprechenden Schwerpunkten in der Grundlagenforschung, weil sie ja das Fundament für alle Innovationen ist.

Das heißt, das wären auch in der nächsten Legislaturperiode die Schwerpunkte in der Forschungsförderung?

Interviewserie:

Anlässlich der Nationalratswahl fragt Ö1 die Parlamentsparteien nach ihren Positionen in der Wissenschaftspolitik. Der Mathematiker Rudolf Taschner, als nächster Wissenschaftssprecher der ÖVP präsentiert, war 14 Tage lang für kein Interview erreichbar. Eingesprungen ist ÖVP-Wissenschaftsminister Harald Mahrer, er ist auch zu hören in „Wissen Aktuell“ am 6.10.2017 um 13.55 Uhr.

Das sind die drei europäischen Leitgedanken. Wir würden das nächste Rahmenprogramm - gemeinsam mit anderen Ländern - höher dotieren, unser Wunsch liegt bei 100 Milliarden Euro. Dabei sehen wir nicht nur eine starke Ausrichtung auf die Naturwissenschaften im Bereich der Grundlagenforschung, sondern wir glauben auch, dass im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie bei sozialer Innovation - Stichwort „Third Mission“ - die Grundlagenforschung einiges beitragen kann - und das alles ist vor dem Hintergrund der Digitalisierung zu sehen.

Beim „Nationalraten“, einer politischen Rate-Show in ORF1, wusste keiner der Kandidaten, für welches zweite Thema neben der Wirtschaft Sie zuständig sind. Falls Sie Wissenschaftsminister bleiben - ist das ein Zeichen, dass Sie die Wissenschaft in der nächsten Legislaturperiode stärker betonen müssen?

Das glaube ich nicht. Wir haben ein wahnsinnig gutes Feedback aus der Wissenschafts-Community bekommen, weil sich das Standing des Hauses in Summe extrem verbessert hat.

Aber die Wissenschaft ist in der Öffentlichkeit offensichtlich nicht durchgedrungen…?

Das hängt aber, denke ich, weniger vom zuständigen Ressortminister ab, sondern das liegt zum Teil an einer in Österreich noch immer unterentwickelten Forschungs- und Wissenschaftskommunikation. Das muss man ehrlicherweise sagen. Da stehen wir auch in einer intensiven Debatte mit den Universitäten und würden uns in der nächsten Leistungsvereinbarungsperiode mehr in dem Bereich wünschen.

Wenn Sie sich eine Stunde lang von einem Wissenschaftler, einer Forscherin beraten lassen könnten - welche Person und welches Thema würden Sie wählen, weil es für die nächste Legislaturperiode besonders wichtig ist?

Ich glaube, dass die Entwicklungen im Bereich der Life Sciences und der Medizin extrem spannend werden. Da würde ich mich vermutlich intensiv mit (Humangenetiker, Anm.) Markus Hengstschläger zusammensetzen.

Elke Ziegler, Ö1 Wissenschaft

Bisher erschienene Interviews:

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