Kaiserschnitt: Risiko ist erblich

Mädchen, die per Kaiserschnitt das Licht der Welt erblicken, haben ein doppelt so hohes Risiko, später ebenfalls so zu entbinden, als solche, die auf „natürliche“ Weise geboren werden. Das haben Wiener Forscher berechnet.

Bereits im Vorjahr hat Philipp Mitteröcker vom Department für Theoretische Biologie der Universität Wien mit Kollegen ein mathematisches Modell veröffentlicht, wieso die Rate an Geburtsproblemen bei Menschen sehr hoch ist, trotz Hunderttausender Jahre natürlicher Selektion.

Ein schmales Becken ist vorteilhaft für die Fortbewegung und beugt Beckenbodenproblemen bei der Geburt vor. Die Überlebenschance eines Babys ist jedoch umso höher, je größer es dabei ist. Die Selektion bevorzugt also schmale Becken und große Babys bis zu einem Punkt: Passt es nicht mehr durch den Geburtskanal, ist das fatal.

„Becken-Kopf-Missverhältnis“

Aufgrund dieses Fitness-Dilemmas kann die Selektion das Auftreten von tödlichen „Becken-Kopf-Missverhältnissen“ nicht eliminieren, so die Forscher. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts retten jedoch Mediziner betroffene Mütter und ihre Kinder per Kaiserschnitt, was bereits zu evolutionären Veränderungen geführt hat, erklären sie in einer Aussendung. Die Häufigkeit von Geburtsproblemen durch Becken-Kopf-Missverhältnisse sei dadurch um bis zu 20 Prozent gestiegen. Wie oft diese tatsächlich vorliegen, ist aber unklar - Studien sprechen von einem bis acht Prozent der Geburten.

In der aktuellen Arbeit zeigten die Forscher, dass bei Frauen, die selbst wegen eines Becken-Kopf-Missverhältnisses durch Kaiserschnitt auf die Welt kamen, ein solches 2,8 mal so oft bei der Geburt ihrer eigenen Kinder vorliegt, im Vergleich zu Frauen, die auf „natürlichem“ Weg geboren wurden. Dies passe sehr gut zu epidemiologischen Daten, die eine Verdoppelung des Risikos zeigen.

science.ORF.at/APA

Mehr zum Thema