Warum Trinken der Beziehung schadet

Die Präriewühlmaus lebt monogam und ist - im Gegensatz zu anderen Nagern - auch alkoholischen Getränken zugeneigt. Bei häufiger Trunkenheit leidet allerdings ihr Liebesleben. Die Ursachen dafür könnten im Gehirn liegen.

Wenn der Mann regelmäßig zu tief ins Glas schaut und ihm seine Partnerin - nüchtern - dabei zusehen muss, dann wird das nicht allzu lange gut gehen. Für diese Erkenntnis hätte es wohl keinen Tierversuch gebraucht. Man schlage nach bei Wilhelm Busch: „Es ist ein Brauch von Alters her - wer Sorgen hat, hat auch Likör.“

Experiment mit trunkenen Nagern

Bleibt die Frage: Was ist Ursache, was Wirkung? Neigen unglückliche Menschen zum Trinken oder nagt erst der Alkohol am Lebens- und Beziehungsglück? Das haben nun Forscher der Oregon Health & Science University in einem Experiment mit der Präriewühlmaus untersucht. Diese hat nämlich zwei Eigenschaften, die sie mit Menschen teilt. Sie lebt erstens in monogamen Beziehungen und hat, zweitens, auch nichts gegen alkoholische Getränke einzuwenden.

Studienleiter Andrey Ryabinin versetzte das Wasser der im Labor gehaltenen Wühlmausmännchen mit zehn Prozent Alkohol, bei den Weibchen variierte er das Angebot: Ihnen kredenzte er entweder Wasser oder ebenfalls Zehnprozentiges. In der Kontrollgruppe blieben beide Partner abstinent. Dies hatte, wie Ryabinin im Fachblatt „Frontiers in Psychiatry“ berichtet, nachhaltigen Einfluss auf das Beziehungsleben der Nager.

Konsequenz: Kein Kuscheln

Die soziale Bindung drückt sich bei den Präriewühlmäusen durch Kuscheln bzw. körperliche Nähe aus - und diese war im Fall „Männchen trinkt, Weibchen bleibt nüchtern“ deutlich vermindert. Beziehungsweise neigten die alkoholisierten Männchen zum Fremdkuscheln, sofern ein unbekanntes Weibchen in den Käfig gesetzt wurde.

In den anderen Fällen (beide nüchtern oder beide alkoholisiert) blieb die Bindung der Wühlmäuse indes aufrecht. Ryabinin hat auch eine Vermutung, warum das so ist. Die solitären Trinker unter den Wühlmäusen wiesen nämlich Veränderungen in einer Hirnregion mit dem Namen „zentrales Höhlengrau“ auf. Möglicherweise liegt der Keim der alkoholbedingten Zwietracht in diesem Teil des Hirnstamms. Ob das auch bei Menschen so ist, will Ryabinin als nächstes herausfinden.

Robert Czepel, science.ORF.at

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