Doping passiert auch im Kopf

Nicht nur Spitzensportler dopen, sondern auch viele Hobbyathleten. Die verbotenen Substanzen wirken zwar, müssten aber gar nicht sein, meinen Sportpsychologen. Denn die Leistung steigern kann man auch mit der richtigen Einstellung.

Der Placebo-Effekt bei Doping darf nicht unterschätzt werden, heißt es bei einer Sporttagung am Wochenende in Wien. So zeigen Studien, dass sich jene, die nur glauben, eine leistungssteigernde Pille zu nehmen, sportlich ebenfalls erheblich verbessern, wie der Sportpsychologe Günter Amesberger von der Universität Salzburg erklärt. „Der Sportler ist stark beeinflussbar. Wenn er an die Entwicklung seiner Leistungsfähigkeit glaubt, dann hat er gute Chancen dort hinzukommen. Das heißt, dieses intensive Glauben an die Leistungssteigerung ist ein wichtiger Punkt.“

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 27.11., 12:00 Uhr.

Mit derselben Logik werden aber auch Vitaminpräparate, Medikamente und andere Substanzen verkauft: „Sportler halten sich an jeder Chance nach Verbesserung fest. Darum kann man im Sport vieles verkaufen, was angeblich leistungssteigernd wirkt und kaum einen Einfluss hat. Der beste Festhaltegriff ist aber die eigene Tätigkeit, und das muss man den Sportlerinnen und Sportlern immer wieder klar machen.“

Wichtig: Leistung realistisch einschätzen

Um die sportliche Leistung zu verbessern, spielen außerdem die Ernährung, ein gutes soziales Umfeld, sowie ein passender Trainingsplan eine wichtige Rolle, der allenfalls angepasst werden muss, erklärt Amesberger, Leiter des Bundesnetzwerks für Sportpsychologie. „Es ist auch wichtig, dass der Sportler weiß, er kann auf seine Leistung und den Trainingsplan aktiv Einfluss nehmen.“

Darüber hinaus sei es wichtig, die aktuelle Leistung realistisch einzuordnen und die Erwartungen an sich nicht höher zu stecken, als man zu diesem Zeitpunkt leisten kann. „Wenn ich zum Beispiel im Moment in der Weltrangliste zwischen zehn und zwanzig stehe, dann stelle ich mir vor, dass ich meine Topleistung erbringe und mit einem Platz in diesem Bereich zufrieden bin. Da hilft es nichts, wenn ich mir in diesem Moment schon vorstelle, zu gewinnen.“

Wie weit verbreitet Doping im Spitzensport tatsächlich ist, ist unklar. Die Rate der positiv nachgewiesenen Tests liegt aber bei unter einem Prozent. „Es gibt empirische Studien, die sagen, dass eine Dopingquote von etwa sieben Prozent anzunehmen ist. Aber in diesem Bereich sind die Zahlen äußerst vorsichtig zu interpretieren.“

Wenig Nachweis, hohe Dunkelziffer vermutet

Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher. So gaben bei einer anonymen Befragung 30 Prozent der Starter bei der Leichtathletik-WM 2011 an, zu dopen. Bei den Pan-Arabischen-Spielen 2011 waren es 45 Prozent. Auch Freizeit-Bodybuilder oder Hobby-Marathonläufer greifen auf diverse Mittel zurück. Laut einer Umfrage der Universität Graz missbraucht fast jeder Fünfte im Fitnesscenter Substanzen und jeder zweite Marathonläufer hat schon einmal vor dem Laufen Schmerzmittel eingenommen.

Handfest sind wiederum die Nebenwirkungen, die Doping sowie der Missbrauch von Medikamenten verursachen, das betonen Forscher immer wieder. „Das startet beim Herzkreislaufsystem, das Infarktrisiko steigt, und geht über Potenzreduktion bis zu hormonellen Veränderungen, die ja auch überaus problematisch sind. Das ist für Leistungs- und Gesundheitssport durchaus gleich.“

Vor allem jene, die ihren Leistungserfolg von äußeren Einflüssen abhängig sehen, greifen eher zu zusätzlichen Mitteln, sagt Amesberger. Wobei sich vor allem viele Hobbysportler nicht bewusst sind, welche Substanzen in diversen Pulvern und Tabletten tatsächlich enthalten sind. Hier empfiehlt der Sportpsychologe, Ernährungsexperten oder Sportärzte zu fragen.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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