Immer mehr Elektroschrott

Alte Handys, Computer, Spielzeug und Kühlschränke - weltweit wird mehrund mehr Elektroschrott produziert. Kaum etwas davon wird recycelt. Das zeigt ein aktueller UNO-Bericht. Forscher warnen, dass dadurch auch wertvolle Metalle verloren gehen.

Sie landen im Hausmüll oder werden jahrelang in Schubladen und Dachböden gelagert. Nur jedes fünfte elektrische Gerät wird laut dem aktuellen UNO-Bericht in Containern oder bei entsprechenden Abgabestellen gesammelt und recycelt (20 Prozent des Gesamtaufkommens). Wertvolle Metalle und wichtige Bestandteile von Elektrogeräten wie Gold, Silber, Kupfer oder Platin gehen dadurch verloren, sagt einer der Autoren Rüdiger Kühr von der United Nations Universität. „Wollen wir also nach wie vor bestimmte Geräte überhaupt auf dem Markt finden, müssen wir wirklich versuchen, diese Rohstoffe zurückzuführen.“

Grafik: Elektroschrott global (Mt = Mio. Tonnen)

Elektroschrott global, Grafik

Global E-waste Monitor 2017

Kommt es zu Engpässen, wird sich das vor allem auf die Preise einzelner Geräte auswirken, erklärt der Sozial- und Politikwissenschaftler, wie sich etwa im Fall von Indium zeigt. Das seltene Schwermetall wird vor allem für Flachbildschirme und Touchscreens benötigt, mit der zunehmenden Nachfrage ist auch der Preis in den letzten Jahren deutlich gestiegen, so Kühr. „Angesichts des großen Wettbewerbs um die Rohstoffe müssen sich die Unternehmen neue Modelle überlegen. Sodass sie sich etwa darauf spezialisieren, recyceltes Material zu verwenden und das dem Kunden gegenüber aktiv vermarkten.“

Metall: Im Wert von 55 Milliarden US-Dollar

Dem UNO-Forscher und seinen Kollegen zufolge blieben im vergangenen Jahr Metalle im Wert von 55 Milliarden US-Dollar ungenutzt. „Das ist natürlich kein Nettobetrag, weil man hier auch einrechnen müsste, dass die Systeme, um Ware zurückzuführen Geld kosten ebenso wie Recycling. Dennoch zeigt es, dass sich der richtige Umgang mit alten Elektrogeräten auszahlt.“

Ö1-Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 14.12. um 12.00

Global fielen 2016 fast 45 Millionen Tonnen Elektroschrott an - das entspricht in etwa dem Gewicht von viereinhalbtausend Eiffeltürmen. „Wir haben alles miteingerechnet, was einen Stecker hat oder mit Batterien betrieben wird. Das heißt, auch Spielzeug, Kühlschränke sowie Handys oder Solarpanele. Von diesen Geräten gibt es immer mehr - fast alles hat heute eine kleine Batterie.“ Eine Ausnahme gibt es allerdings: Elektroautos sind kein E-Müll im rechtlichen Sinne, sie werden allgemein dem Autoschrott zugeordnet.

Grafik: Anteile an Elektroschrott

Anteile an Elektroschrott, Grafik

Global E-waste Monitor 2017

Es ist bereits der zweite Bericht, den Kühr und seine Kollegen veröffentlichen. Der erste erschien vor zwei Jahren. „Man sieht, dass die Elektroschrottmengen seither um 3.3 Millionen Tonnen gestiegen sind.“

Ö3-Wundertüte:

Wer daheim Handys/Smartphones hat, die nicht mehr gebraucht werden, kann sie jetzt in der Ö3-Wundertüte spenden: Die macht sie zu barem Spendengeld – und die Soforthilfefonds von Licht ins Dunkel und der Caritas helfen damit tagtäglich Familien in Notlagen in Österreich.

Hinweis

Informationen zur Entsorgung von Altgeräten (Stadt Wien)

Zu diesem Ergebnis kommen die Forscher mithilfe von Berechnungen - ein Wert, der alle Geräten, die auf den Markt gebracht werden, etwaige Sammelstatistiken sowie die Lebensdauer eines Geräts berücksichtigt. „Vereinfacht gesagt, berechnen wir jeweils die durchschnittliche Lebensdauer von den Maschinen. Daraus eruieren wir, wie viel Schrott pro Jahr, Land und Kopf anfällt. Wir arbeiten ständig daran, die statistische Methode zu verbessern und stellen viele Berechnungen an, um die Werte zu verifizieren. Eine Fehlannahme kann man natürlich aber nie ausschließen“, sagt Kühr, der mit dem internationalen „Global e-Waste Monitor“- Bericht einen neuen Standard für Elektroschrott-Statistiken setzen möchte.

2021: 52 Millionen Tonnen

Statistisch gesehen wird der jährlich anfallende Schrott weiter steigen. Für 2021 rechnen die Forscher mit über 52 Millionen Tonnen an alten Fernsehern, Mikrowellen, Solarpanelen und anderem elektronischen Abfall. Grund dafür sei zum einen, dass sich in Ländern Afrikas, Südamerikas oder auch Asiens der Elektromarkt erst entwickelt. Zudem erfordert der Klimawandel den Umstieg auf elektronische Geräte. „Die Elektrifizierung wird weiter mehr elektronische Geräte auf den Markt bringen. Auf der anderen Seite wird die Elektronik immer leichter und kleiner. Das beeinflusst das pro Kopf-Aufkommen auch im positiven Sinne, sodass hier wahrscheinlich vereinzelt weniger Gramm bzw. Kilogramm anfallen.“

Weltmeister in Sachen Elektroschrott ist übrigens Norwegen. Hier fallen pro Kopf jährlich über 28 Kilogramm e-Müll an. In Österreich waren es 2016 knapp 21 Kilo. Allerdings wird in Norwegen wiederum auch am meisten Müll gesammelt. Ein Grund dafür sei laut dem Soziologen und Politikwissenschaftler Kühr, dass es den Norwegern nicht nur leichter gemacht wird, ihren Schrott richtig in Containern beispielsweise zu entsorgen, es herrscht in der Bevölkerung auch ein großes Bewusstsein dafür, warum Recycling Sinn macht, so Kühr.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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