Kohlmeise auf Platz eins der Wintervögel

Anfang Jänner hat die Vogelschutzorganisation Birdlife bereits zum neunten Mal zur jährlichen österreichweiten Vogelzählung „Stunde der Wintervögel“ aufgerufen. Der Gewinner: die Kohlmeise.

Die Kohlmeise steht wieder auf Platz eins der heimischen Wintervögel – nachdem sie im vergangenen Jahr erstmals seit neun Jahren vom Feldsperling auf Platz zwei verwiesen wurde. Heuer hat es der Feldsperling nur auf Platz drei geschafft - hinter dem Haussperling.

Seit 2010 organisiert Birdlife Österreich die Stunde der Wintervögel. An mehreren Tagen zu Jahresbeginn ist die österreichische Bevölkerung dazu aufgerufen, eine Stunde lang die Wintervögel im Park oder im Garten zu zählen – meist vor dem Futterhäuschen.

Weniger Vögel

Rund 263.000 Vögel wurden heuer gezählt. Über 10.000 Menschen haben sich an der Stunde der Wintervögel beteiligt, so Gábor Wichmann, Geschäftsführer von Birdlife Österreich. Ein Plus von 15 Prozent bei den Teilnehmern, aber ein leichter Rückgang bei den gezählten Vögeln sei das.

Feldsperling im Winter

Assil Hannah

Feldsperling

„Durchschnittlich wurden in diesem Jahr 37 Vögel pro Garten gezählt, das ist ein bisschen unterdurchschnittlich im Vergleich zu den Vorjahren. Wir nehmen an, dass es am milden Wetter gelegen ist, das heißt, dass weniger Vögel zum Futterhäuschen gekommen sind. Außerdem kommen dann viel weniger Vögel aus dem Norden zu uns. Wir hatten zum Beispiel viel weniger Bergfinken in diesem Jahr, die kommen üblicherweise aus den kälteren Gefilden nach Österreich.“

Problemvogel Grünfink

Anlass zur Sorge gibt den Vogelkundlern der Grünfink. Seit 2011 hat sich Anzahl der Grünfinken in den österreichischen Gärten halbiert. Gábor Wichmann vermutet einen Parasitenbefall als Grund für das Grünfink-Sterben: „Die Parasitenerkrankung Trichomoniasis setzt am Verdauungstrakt an und erzeugt dort eine Entzündung. Die Tiere können nichts mehr fressen und sterben innerhalb von ein, zwei Tagen.“

Bisher habe man keine Möglichkeit, diese Erkrankung zu behandeln, so Wichmann. Man könne nur abwarten – und der Bevölkerung einige Ratschläge geben, wie sich der Befall zumindest eingrenzen ließe. „Wenn man etwa im Sommer bemerkt, dass Grünfinken in der Nähe des Futterhäuschens sterben, dann sollte man ein paar Tage mit der Fütterung aufhören und die Utensilien reinigen, damit sich der Parasit nicht weiter fortpflanzen kann.

Auch Amsel rückläufig

Auch der Amselbestand ist im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent zurückgegangen. Das sei jedoch durchaus noch im normalen Bereich, so Gabor Wichmann. Bei den Amseln sei die Brutzeit im vergangenen Jahr nicht besonders gut ausgefallen - die Trockenheit im Frühsommer verursachte eine höhere Sterberate bei den Jungvögeln.

Amsel im Schnee

Tim Brakemeier/dpa

Amsel im Schnee

Doch auch das aus Nordafrika stammende Usutu-Virus sei immer noch für den Rückgang der Amseln verantwortlich, so Gábor Wichmann. Das Virus hatte bereits zur Jahrtausendwende zu einem regelrechten Amselsterben geführt. Mittlerweile haben die Amseln Resistenzen ausgebildet – so dass die Zahl der Usutu-Virus Opfer im kommenden Jahr hoffentlich weiter abnehmen wird.

Zehnjähriges Jubiläum

Im Jänner nächsten Jahres wird die Wintervogelzählung „Stunde der Wintervögel“ zum zehnten Mal durchgeführt. Zu diesem Anlass sollen die Daten der vergangenen Jahre miteinander verglichen und näher analysiert werden. Da geht es etwa um Fragen, wie sich die Witterung auf die Vogelbestände auswirkt, oder welche Vogelarten in welchen Bundesländern tendenziell zu- oder abnehmen.

Hanna Ronzheimer, Ö1-Wissenschaft

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