Sozialwissenschaftler wollen mehr Sichtbarkeit

„Wir leben in einer Zeit, in der es einen Wettbewerb um Ressourcen gibt“, sagt die Sozialwissenschaftlerin Ulrike Felt. Eine neue Homepage soll die Bedeutung der Sozialwissenschaften unterstreichen und Geschichten aus dem Forschungsalltag erzählen.

Man will zeigen, dass die Sozialwissenschaften relevant sind und für die Weiterentwicklung der Gesellschaft einen wichtigen Beitrag leisten, nennt die Initiatorin der Societal-Impact-Plattform, Ulrike Felt, ein wesentliches Motiv für das Erstellen der neuen Webseite. „Es geht darum klarzumachen, welchen Beitrag die Sozialwissenschaften für die heutige Gesellschaft leisten bzw. leisten können. Zudem wollen wir über die Webseite an unserem Selbstverständnis arbeiten und am Laufenden bleiben, was andere Forscher machen - da sind wir teilweise nicht besonders gut.“

Hinweis

Die Societal-Impact-Plattform der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien wird am Montag, 22. Jänner um 17 Uhr im Rahmen einer Podiumsdiskussion vorgestellt.

Themenmix

Zum Start der Webseite heute Abend findet man eine kleine Auswahl an Forschungsprojekten aus allen Bereichen - der Kultur- und Sozialanthropologie, Politikwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und der Soziologie sowie den neueren Gebieten Pflegewissenschaft und der Wissenschafts- und Technikforschung. Eines etwa vom Politikwissenschaftler Ulrich Brand, der auf der Suche nach einem umweltverträglichen Wohlstandsbegriff ist, oder von Ulrike Felt und ihrem Team zur Frage, wie Fettleibigkeit und Übergewicht in der Gesellschaft sowie der Wissenschaft diskutiert werden. Auch Projekte mit kleinem Budget sollen hier ihre Bühne bekommen.

Screenshot Uni Wien Societal impact plattform

Screenshot Uni Wien

„Es ist keine starre Webseite, wo Forschungsprojekte und etwaige Ergebnisse trocken beschrieben werden. Wir wollen hier Geschichten aus der Forschung erzählen und das mit allen Mitteln, die eine moderne Webseite bietet“, erklärt die Dekanin der Sozialwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Wien.

Ö1-Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag in „Wissen aktuell“ am 23.1. um 13:55

Videos, Fotos und Tonbeispiele

Noch ist nicht alles in dieser Form umgesetzt. Die Plattform soll aber monatlich um zwei Beiträge wachsen - ergänzt durch Querverweise, Videos, Fotos und künftig auch Tonbeispiele. „Hier müssen wir noch lernen, unsere Arbeit umfassender zu dokumentieren. Auch die Idee eines Podcasts stand im Raum. Man soll einfach nachvollziehen können, wie sich die Forschungsthemen über die Zeit entwickeln und wie unsere Forscher und Forscherinnen bestimmten gesellschaftlichen Herausforderungen wie ‚Wählen mit 16‘ oder ‚Pflege und Betreuung im Alter‘ begegnen.“

Davon sollen auch Schüler und Studienanfänger profitieren und besser erfahren, womit sich Sozialwissenschaftler im Detail beschäftigen und wie sie arbeiten, erklärt Felt. „Ich denke, dass Studierende anfangs oftmals keine gute Vorstellung davon haben, was es eigentlich heißt, Sozialwissenschaften zu betreiben.“

Konkurrenz: Naturwissenschaften und Technik

Das gelte für die gesamte Gesellschaft, auch für die Politik. „Hier driften die Vorstellungen, was Sozialwissenschaften tun und vor allem auch leisten können, immer wieder auseinander", kritisiert die Forscherin. „Manchmal werden die Sozialwissenschaften zu zweckrational betrachtet. Gibt es ein Problem, sollen sie es reparieren. Das können die Sozialwissenschaften aber nicht immer leisten und vor allem nicht immer auf Knopfdruck.“ Auf der anderen Seite gehen manche sozialwissenschaftliche Errungenschaften wiederum unbemerkt in die politische Praxis über, so die Sozialwissenschaftlerin.

Hier sieht Felt die Sozialwissenschaften vor allem mit den Naturwissenschaften und der Technikforschung in Konkurrenz - nicht nur wenn es um die Anerkennung durch die Politik und Gesellschaft geht, sondern auch im Kampf um Fördergelder. „Die naturwissenschaftlichen und technischen Fächer werden über den Innovationsdiskurs eigentlich als die zukunftsträchtigen Forschungsfelder gesehen. Das gilt es grundsätzlich nicht zu bestreiten, aber man sollte schon eine ausgewogenere Situation herstellen.“

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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