Weniger Studierende, dafür aktiver

Am Mittwoch soll im Ministerrat die neue Unifinanzierung beschlossen werden. Ein Ziel ist es, den Betreuungsschlüssel von Studierenden und Lehrenden zu verbessern. Doch in manchen Fächern wird das die Zahl der Studenten verringern.

Ein Beispiel betrifft die Wirtschaftsuniversität Wien (WU), an der im vorigen Studienjahr rund 5.700 Frauen und Männer ein Bachelorstudium begonnen haben. In Zukunft könnten es nur mehr rund 3.200 sein. „Etwa 2.400 Bachelorstudierende in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie 850 im Wirtschaftsrecht“, rechnete die Rektorin der Wirtschaftsuni, Edeltraud Hanappi-Egger, im Ö1-Frühjournal vor.

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann, der das neue Gesetz zur Unifinanzierung am Mittwoch im Ministerrat vorlegen wird, kann die konkreten Zahlen nicht nachvollziehen. Die WU Wien habe derzeit ein besonders ungünstiges Betreuungsverhältnis, „dort kommen 200 Studenten auf einen Professor“, und das gelte es zu verbessern.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 30.1., 8.00 Uhr.

Erklärtes Ziel des neuen Gesetzes sei es, die Anzahl der aktiv Studierenden und der Studienabschlüsse zu erhöhen. Der Minister gibt aber zu, dass sich die Anzahl von Studenten in manchen Fächern verringern wird, wenn man alle mit einberechnet, „auch jene, die sich nur einschreiben, aber gar nicht studieren“.

Budget mit Studienplätzen verknüpft

Ein Teil der Unibudgets soll sich durch das neue Gesetz in Zukunft über die Anzahl von aktiv Studierenden erklären. Als aktiv gilt, wer eine bestimmte Anzahl an Prüfungen pro Jahr absolviert. Genauer gesagt: mehr als 16 ECTS-Punkte pro Jahr.

Mehr Studienplätze als bisher können durch das neue Gesetz via Aufnahmeverfahren beschränkt werden. Bundesweit neu etwa in den Fächern Erziehungswissenschaften, Fremdsprachen und Recht. An der Wirtschaftsuni Wien habe man damit gute Erfahrungen gemacht, sagte die Rektorin Hanappi-Egger.

Im Fach Wirtschaftsrecht gibt es kein Aufnahmeverfahren, und hier ist nur ein Viertel der Studierenden im Sinne des Gesetzes „prüfungsaktiv“, absolviert also mindestens 16 ECTS-Punkte pro Jahr. In den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WISO) hingegen gibt es bereits Aufnahmeverfahren, und hier sind 60 Prozent „prüfungsaktiv“. Während im WISO-Programm etwa zehn Prozent im ersten Studienjahr gar keine Prüfung absolvieren, sind es im Wirtschaftsrecht 28 Prozent.

Studenten in einem Hörsaal der WU in Wien

APA - Helmuth Fohringer

Studenten in einem Hörsaal der WU in Wien

WU sieht keine sozialen Nachteile

„Im Vergleich zum Wirtschaftsrecht sind die Leute im WISO-Programm nicht nur viel studienaktiver, sondern sie schließen auch mit höherer Wahrscheinlichkeit ab“, sagte Hanappi-Egger. „D. h. Aufnahmeverfahren, selbst so sanfte, wie sie derzeit auf der WU existieren – eine Registrierungsgebühr von 50 Euro, die man in Form von Gutschriften zurückbekommt, die Abgabe eines Motivationsschreibens, eventuell auch ein Test - haben einen positiven Effekt.“

Hanappi-Egger wünscht sich deshalb Aufnahmeverfahren für alle Bachelor-Studien. Dass sich deshalb die soziale Durchmischung verschlechtert, wie frühere Studien zeigen, glaubt die Rektorin nicht. An der WU habe sich der - allerdings sehr geringe - Anteil bildungsferner Schichten seit Einführung der Aufnahmeverfahren vor fünf Jahren nicht verändert.

Vor einem halben Jahr haben SPÖ, FPÖ, Grüne und NEOS eine deutliche Erhöhung der Unibudgets beschlossen – gegen die Stimmen der ÖVP. Die Unis bekommen von 2019 bis 2021 über elf Milliarden Euro, 1,35 Mrd. Euro mehr als bisher. Verknüpft war mit der Budgeterhöhung ein neues Gesetz zur Unifinanzierung, das bis Ende Jänner vorgelegt werden muss. Genau das wird Bildungsminister Faßmann am Mittwoch im Ministerrat tun.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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