Zehn Jahre Columbus im All
Columbus ist ein Labor in Tonnenform. So kann die Besatzung den vorhandenen Platz optimal auszunutzen. Ein Oben und ein Unten gibt es nicht. Versuchschränke sind über den Köpfen der Astronauten angebracht genauso wie zu ihren Füßen. Darunter ist das Fluid Science Laboratory. Mit diesem Experiment untersuchen die Astronauten das Verhalten von Flüssigkeiten in der Schwerelosigkeit. Mischen sie sich? Bilden sie Tropfen?
Das Projekt:
Europas Weltraumlabor Columbus
Gleich beim Start mit an Bord waren auch die European Physiology Modules. Sie dienen der Untersuchung von Knochenschwund, des Flüssigkeitshaushalts im menschlichen Körper und des Immunsystems.
Woher weiß die Pflanze, wo oben ist?
Und auch das BIOLAB ist seit dem Start von Columbus 2008 dabei. Den Biologen Dieter Seibt aus der Abteilung Raumflugbetrieb und Astronautentraining beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt fasziniert eines der ersten Experimente im BIOLAB, bei dem Pflanzensamen in die Erdumlaufbahn transportiert werden. „Im Orbit keimen sie dann“, so der DLR-Wissenschaftler. „Und anhand des Wachstums dieser Pflanzenkeimlinge kann man dann Rückschlüsse ziehen auf den Einfluss der Schwerkraft auf diese Orientierungsleistung.“
ESA/NASA
Das BIOLAB macht seinem Namen Ehre: Es ermöglicht Experimente mit Zellen, kleinen Pflanzen und wirbellosen Tieren. Es besteht aus zwei Türmen mit verschiedenen Versuchen. Dazu gehören eine Handschuhbox oder auch zwei Fußschleifen am Boden, damit der Astronaut sich während seiner Arbeit festmachen kann und nicht davon schwebt.
Algen im All
Und auch außen an Columbus findet Wissenschaft statt: Auf einer externen Experimentierplattform lief ein Jahr lang ein BIOlogie- und Mars-EXperiment kurz: BIOMEX. Dabei sollte die Überlebensfähigkeit von Bakterien, Pilzen, Flechten, Algen, Moosen und Urbakterien, sogenannte Archaeen, im offenen Weltraum getestet werden.
Ö1-Sendungshinweis:
Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Morgenjournal am 7. Februar, 8:00
Der bronzefarbene Kasten mit den BIOMEX-Proben ist etwa so groß wie ein Koffer, der noch so gerade eben ins Handgepäckfach eines Flugzeugs passt – nur befand sich dieser Koffer mit seinen Proben außem am Raumlabor Columbus. Teils waren die Organismen direkt dem Vakuum ausgesetzt, teils waren sie mit beweglichen Klappen vor Sonnenlicht und kosmischer Strahlung abgeschirmt, abgedunkelt und abgeschattet.
Zehn Jahre Experimente außen und innen an Columbus, das heißt zehn Jahre Versuche aus den verschiedensten wissenschaftlichen Bereichen. Seit 2016 ist auch Österreich mit einem Experiment im Columbus-Labor vertreten. Die Firma Seibersdorf Laboratories ist Partner bei dem Versuch EuCPAD, der den Einfluss kosmischer Strahlung auf die Astronauten an Bord untersuchen soll.
NASA
Columbus hat auch nach zehn Jahren noch keinen Rost angesetzt. Das wäre ohne Sauerstoff, in der luftleeren Erdumlaufbahn, auch kaum möglich. Derzeit gibt es Konsens in Europas Weltraumagentur, das Labor weiter zu betreiben, sagt deren Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner. „Die bisherigen Gespräche zeigen, dass die 15 beteiligten Partner der ESA sich auch weiterhin an diesem Projekt beteiligen wollen.“
Dennoch sei es prinzipiell natürlich möglich, dass Europa aussteige. „Aber ich glaube, dass das nicht passiert.“ Derzeit ist der Betrieb von Columbus bis 2024 gesichert. Was danach kommt, steht in den Sternen.
Guido Meyer, science.ORF.at