CRISPR-Studie zurückgezogen

Der Einsatz der „Genschere“ CRISPR könnte zu ungewollten Mutationen im Erbgut führen, hieß es letztes Jahr in einer kontrovers diskutierten Studie. Nun wurde sie zurückgezogen.

Krzyzstof Chylinski vom Vienna Biocenter bewies im Juni letzten Jahres einen guten Riecher. „Wenn Sie zum ersten Mal einen Heidelbeerkuchen backen, und er misslingt - können Sie dann sofort die Heidelbeeren verantwortlich machen? Nein, Sie müssen alles überprüfen. Das haben die Forscher nicht gemacht“, sagte der CRISPR-Experte damals im Ö1-Interview. Er bezog sich damit auf eine Studie des Mediziners Stephen Tsang von der Columbia University, die international für einiges Aufsehen gesorgt hatte.

Ergebnisse nicht wiederholbar

Tsang und sein Team hatten zuvor Hinweise gefunden, dass der Einsatz der „Genschere“ CRISPR/Cas9 in Mäusen zu sogenannten Off-Target-Effekten führen kann - also zu tausenden ungewollten und potenziell gesundheitsgefährdenden Mutationen im Erbgut. Kurz nach Publikation im Journal „Nature Methods“ hatten Fachleute Zweifel an der Stichhaltigkeit der Ergebnisse geäußert.

Tsang und seine Mitarbeiter machten sich daraufhin an eine neuerliche Untersuchung. Im März mussten sie eingestehen: Die Resultate ließen sich nicht replizieren. Die beobachteten Mutationen hatten wohl andere Ursachen. Die Methode ist somit rehabilitiert, ob CRISPR für den Einsatz im menschlichen Körper geeignet und sicher ist, bleibt freilich noch Gegenstand von Untersuchungen.

Ende April zogen jedenfalls die Herausgeber von „Nature Methods“ die Konsequenz - und machten die Publikation der Studie per offizieller „Retraction“ rückgängig. Der amerikanische Biochemiker Samuel Sternberg kommentierte diesen Schritt mit den knappen Worten: „Das wurde auch Zeit.“

Robert Czepel, science.ORF.at

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