Studie: Zuckermoleküle machen Zika besonders

Seit Monaten sucht die Wissenschaft nach einer Waffe gegen Zika. US-Forscher berichten nun von einem Fortschritt: Sie konnten eine Besonderheit von Zika herausfiltern.

198 tote Babys in Brasilien

Besonders von Zika betroffen ist Brasilien, wo seit dem Ausbruch der Zika-Epidemie 907 Fälle von Mikrozephalie bei Babys registriert. 198 Babys sind an dem schweren Defekt bereits gestorben, bei dem die Neugeborenen einen abnormal kleinen Kopf und häufig auch schwere Hirnschäden haben.

Wissenschaftliche Untersuchungen zu dem vermuteten Zusammenhang zwischen Zika und Mikrozephalie laufen noch. Als gesichert gilt hingegen, dass das Virus die schwere Nervenkrankheit namens Guillain-Barre-Syndrom auslösen kann.

Unangenehme Familie der Flaviviren

Die Studie:

The 3.8Å resolution cryo-EM structure of Zika Virus“ ist am 31. März 2016 in „Science“ erschienen.

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Die schweren Erkrankungen machen die Suche nach den Besonderheiten umso drängender. An der Purdue University im US-amerikanischen Bundesstaat Indiana beschäftigen sich Forscher schon seit Jahrzehnten mit sogenannten Flaviviren. Dazu gehören neben den Erregern des West-Nil-, Dengue-und Gelbfiebers auch die Auslöser der Japanischen Enzephalitis und verschiedene durch Zecken übertragene Viren. Und auch das Zika-Virus gehört dieser unangenehmen Familie an.

Die Forscherinnen und Forscher um Richard Kuhn und Michael Rossmann haben schon die Strukturen von Dengue- und West-Nil-Virus veranschaulicht, nun haben sie das Zika-Virus mit Kryo-Elektronenmikroskopie bis auf die Ebene der Atome und Moleküle durchleuchtet und so ein extrem detailliertes Bild des Virus erzeugt. Bei dieser speziellen Technik wird das Virus schockgefroren, so dass die Struktur gut erhalten bleibt.

Spezielle Zuckermoleküle

Die Oberfläche des Zika-Virus (via Kryo-Elektronenmikroskop)

Purdue University

Der Vergleich zeigte: „Das Zika-Virus unterscheidet sich von anderen Flaviviren an einer Stelle der Oberfläche, wo spezielle Zuckermoleküle drangehängt sind“, so Michael Rossmann. Menschliche Körperzellen können dieser süßen Versuchung nicht widerstehen. Aber sobald sie die Zuckermoleküle „schlucken“, nehmen sie auch das Virus auf. Die Vermehrung im Körper beginnt, die Krankheit bricht aus.

Genau diesen Moment des Andockens an Zellen müsse man genau kennen, so Michael Rossmann. Denn sobald man weiß, wie das Virus in Körperzellen gelangt, könne man ableiten, was als Nächstes passiert.

Basis vorhanden

Zwei Einschränkungen müsse man aber machen, fügt Michael Rossmann hinzu: Erstens erkläre der Andockmechanismus an den Körper noch nicht, wie es dann im Körper zu den massiven neurologischen Schäden kommt.

Und zweitens ist Wissen über den Infektionsmechanismus nicht gleich zu setzen mit Heilung bzw. Vorbeugung. „Das ist die Basis, auf der Medikamente und Impfstoffe entwickelt werden können“, so Virenforscher Michael Rossmann von der Purdue University. „Aber diese Basis haben wir nun.“

Elke Ziegler, science.ORF.at

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