Wie Vögel auf den Klimawandel reagieren

Der Klimawandel hat deutliche Auswirkungen auf die Vogelwelt. Eine Untersuchung von 525 Arten zeigt: Es gibt Gewinner und Verlierer - manchmal sogar bei ein- und derselben Spezies.

Die Vogelschutzorganisation „BirdLife Österreich“ überwacht seit Jahrzehnten die Bestände heimischer Brutvogelarten. An diesem Monitoring arbeiten auch viele Hobby-Ornithologen mit. 160 Freiwillige sind es, die jedes Jahr ihre Freizeit in den Dienst der Wissenschaft stellen.

Die österreichischen Ergebnisse fließen in ein europäisches Programm zur Bestandsüberwachung häufiger Vogelarten ein, eine ähnliche Initiative gibt es für die USA. „Angesichts dieser Datenfülle, die teilweise 35 Jahre zurückreicht, konnten wir Analysen durchführen, die für andere Tiergruppen nur sehr schwer oder gar nicht möglich sind“, erklärt Norbert Teufelbauer von „BirdLife Österreich“, einer der Autoren der Studie.

In der von Philip Stephens von der Durham University (Großbritannien) geleiteten Studie haben die Wissenschaftler bestimmt, welche der in Europa und Nordamerika erfassten Arten zu den Gewinnern und Verlierern des Klimawandels zählen.

In Österreich zählen zu den Gewinnern etwa Star, Türkentaube oder Nachtigall. Bei ihnen wurde eine deutliche Zunahme der Bestände registriert. Geschrumpft sind hingegen die Bestände von Wintergoldhähnchen, Wacholderdrossel oder Fitis.

Eine Art, zwei Reaktionen

Der Studie zufolge haben etwa die eher im südlichen Europa vorkommenden Bestände von Bienenfressern oder Seidensängern zugenommen, während die mehr im Norden verbreiteten Mönchsmeisen-oder Bergfink-Populationen zurückgegangen sind.

Der Klimawandel kann sich sogar bei ein und derselben Art sehr unterschiedlich auswirken. So wachsen die Bestände des Zaunkönigs in nördlichen Regionen, wo die Winter milder werden - sie gehen aber angesichts zunehmend heißer und trockener Sommer im Süden Europas zurück.

Die Studie zeigt auch, dass der Klimawandel theoretisch für viele Vogelarten im Alpenraum positiv sein könnte. Das führt Teufelbauer auf die Topografie der Alpen zurück. Bei einer Klimaerwärmung würden sich die Lebensräume für Arten vergrößern, die mit den mit steigender Seehöhe harscher werdenden Bedingungen am Berg nicht gut zurechtkommen. In der Praxis konnte dieser positive Effekt aber bei weitem nicht bei allen Vogelarten nachgewiesen werden.

Auf der anderen Seite stehen jene Vogelarten, die speziell an kalte, feuchte, schneereiche Bedingungen angepasst sind. Diese würde mittelfristig Probleme bekommen - „etwa das Alpenschneehuhn oder der Raufußkauz, für die schaut es nicht so gut aus“, so der Biologe.

Veränderungen zu schnell

Das Klima ist laut Teufelbauer allerdings nicht der einzige Faktor, der Vogelbestände verändert. Auch wenn etwa ein wärmeres Klima den Lebensraum einer Art vergrößere, könnten negative Faktoren wie verstärkte Landnutzung dem entgegen wirken. Zudem mache es die hohe Geschwindigkeit der Veränderung den Vögeln schwer, sich anzupassen: „Evolutionäre Prozesse brauchen einfach Zeit.“

Teufelbauer weist auch darauf hin, dass die Studie nur eine beschränkte Zahl der über 200 in Österreich brütenden Vogelarten erfasst habe, „im Wesentlichen häufige Arten und solche, die tagaktiv sind“. Überhaupt nicht erfasst worden seien zum Beispiel Zugvögel. „Wir haben nur einen Ausschnitt der gesamten Wirklichkeit, wenngleich einen nicht unwichtigen.“

science.ORF.at/APA

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