Zahl wildlebender Tiger steigt

Es gibt wieder fast 4.000 wildlebende Tiger auf der Welt. Das melden die Umweltstiftung WWF und die Tierschutzvereinigung Global Tiger Forum. Damit hat sich der Bestand seit 2010 um rund ein Fünftel erhöht.

„Zum ersten Mal seit Jahrzehnten steigt die Zahl der wildlebenden Tiger zumindest in einigen Ländern wieder an“, sagte Eberhard Brandes, Geschäftsführer und Vorstand des WWF Deutschland.

Das sei ein Grund zur Hoffnung, die Tiger vor dem Aussterben retten zu können, aber kein Grund zur Entwarnung. Anlass für die Bestandsaufnahme war eine dreitägige Konferenz zum Schutz der Raubkatzen, die Mitte April in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi stattfand. Dort kamen Minister der 13 Länder zusammen, in denen noch Tiger leben oder vermutet werden.

Das Treffen markierte die Halbzeit zwischen der ersten Tigerkonferenz im Jahr 2010 und jener im Jahr 2022. 2010 hatten die Tigerländer sich in St. Petersburg getroffen. Damals befand sich die Zahl der wildlebenden Tiger auf dem Tiefstand von 3.200 Tieren. Die Minister einigten sich darauf, diese Zahl bis 2022 möglichst zu verdoppeln.

Größter Zuwachs in Indien

Den größten Zuwachs gab es seitdem in Indien, wo die Tigerpopulation um mehr als 500 Tiere zulegte, auf geschätzt gut 2.200. Auch in Nepal nahm die Zahl der Tiger deutlich zu, mit knapp 200 liegt sie dort um rund zwei Drittel höher als noch vor sechs Jahren.

In einigen Gegenden werden aber auch deutlich weniger Tiger gemeldet. So teilte zum Beispiel das indische Nachbarland Bangladesch im vergangenen Jahr mit, dass statt der zuvor geschätzten rund 400 Tiere nur gut 100 in dem Teil des größten Mangrovenwalds der Welt leben, der zu Bangladesch gehört.

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass dieser Rückgang auch an zu optimistischen Schätzungen in der Vergangenheit liegt. Modernere Zählmethoden, die zum Beispiel Bilder aus Kamerafallen statt Tatzenabdrücke verwenden, sind verlässlicher. Insgesamt könne ein Teil des Populationszuwachses bei den Tigern auch an verbesserten Zählmethoden liegen, kommentierte der WWF.

Lebensraum schrumpft

Die größten Gefahren für die Raubkatzen bestehen weiter fort: Wilderei und schrumpfender Lebensraum. Seit dem Jahr 2000 zählt der WWF fast 1.600 illegal gewilderte Tiger, die von den Behörden weltweit beschlagnahmt wurden. Tierschützer warnen zum Beispiel auch vor einer im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh geplanten Diamantmine, die wichtige Tigerlebensräume voneinander trennen könnte.

„In den nächsten sechs Jahren bleibt alle Hände voll zu tun, damit wir unser Ziel der Bestandsverdopplung erreichen“, sagte WWF-Mann Brandes. „Doch eine gute und vielversprechende Basis dafür ist gelegt.“

science.ORF.at/APA/dpa

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