Sex: Gene beeinflussen das „erste Mal“

Forscher weisen in einer groß angelegten Studie nach: Wann Jugendliche ihre ersten sexuellen Erfahrungen sammeln, hängt auch von ihren Genen ab.

Im Jahr 1880 kamen Mädchen erst mit 18 Jahren in die Pubertät. Heute tun sie das bereits mit 12,5 Jahren: Forscher führen diesen Trend, der vor allem in westlichen Industrienationen zu beobachten ist, auf die bessere Ernährung zurück. Möglicherweise haben auch hormonell wirksame Chemikalien damit zu tun.

Und natürlich spielen dabei auch soziale Faktoren eine Rolle. So ist etwa bekannt, dass Jugendliche eher früh sexuelle Erfahrungen sammeln, sofern sie aus benachteiligten Gesellschaftsschichten oder desolaten Familien stammen.

Im Netzwerk der Ursachen spielen auch die Gene eine nicht zu unterschätzende Rolle, wie nun Forscher der Cambridge University im Fachblatt „Nature Genetics“ berichten. Die Studie an insgesamt 380.000 Menschen aus Großbritannien, den USA und Island zeigt: Es existieren mindestens 38 Gene, die den Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs und das spätere Sexualverhalten beeinflussen. Viele dieser Gene haben mit der Gehirnentwicklung zu tun.

„Ein Beispiel dafür ist CADM - ein Gen, das die Verbindungen zwischen Neuronen und die Gehirnaktivität steuert“, sagt Studienautor John Perry. Frauen und Männer, die eine bestimmte genetische Variante von CADM in ihrem Erbgut tragen, haben laut Studie - statistisch betrachtet - früher Sex, zeugen im Laufe ihres Lebens mehr Kinder und neigen außerdem eher zu risikoreichem Verhalten.

Es gibt auch noch andere statistische Zusammenhänge: Wie die Forscher um Perry in früheren Studien herausgefunden haben, scheint ein frühes Einsetzen der Pubertät einige Krankheiten zu fördern, etwa Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs. Die Zusammenhänge zwischen den Genen und dem Sexualverhalten sind allerdings relativ lose. Soziale und kulturelle Faktoren, betont Perry, „haben erheblichen Einfluss“.

science.ORF.at

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