Forscher befürchten Rekordeisschmelze in der Arktis

Deutsche Forscher erwarten für diesen Sommer eine neue Rekordschmelze des Meereises in der Arktis. Die Auswertung aktueller Satellitendaten habe gezeigt, dass das Eis bereits im Sommer 2015 ausgesprochen dünn war.

Im vergangenen Winter habe sich außerdem besonders wenig neues Eis gebildet, teilten Meereisphysiker vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven am Donnerstag mit.

Wie viel Meereis in den Sommermonaten in der Arktis schmilzt, hängt von den Windverhältnissen sowie der Luft- und Wassertemperatur ab. Die Grundlagen würden aber im Winter davor gelegt, erläuterte Meereseisphysiker Marcel Nicolaus bei der Jahrestagung von Geowissenschaftlern in Wien.

Grafik zur Eisentwicklung in der Arktis

Alfred-Wegener-Institut

Vergleich der Meereisdicke von Februar 2016 und Februar 2012 - dem bisherigen Negativrekordjahr: dünneres Eis blau, dickeres Eis rot

„Der besonders warme Winter in der Arktis hat dazu geführt, dass sich in vielen Gebieten nur sehr langsam neues Meereis bildete.“ Dieses sei in diesem Frühjahr so dünn wie im Negativrekordjahr 2012 - teilweise sogar noch dünner. Damals war die Eisfläche in der Arktis auf 3,4 Millionen Quadratkilometer geschrumpft.

Für die Prognose hatte Nicolaus gemeinsam mit einem Kollegen die Satellitendaten zur Meereisdecke aus den vergangenen fünf Wintern ausgewertet. Wichtige Informationen lieferten auch sieben Schneebojen auf Eisschollen, die die Höhe der Schneedecke, die Lufttemperatur und den Luftdruck aufzeichnen.

„Warmer, verrückter Winter“

Erst im vergangenen Monat hatten Wissenschaftler berichtet, dass das Wintereis in der Arktis noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen eine so kleine Fläche bedeckt habe wie in diesem Jahr. „Ich habe noch nie einen solch warmen, verrückten Winter in der Arktis gesehen“, betonte der Direktor des Nationalen Schnee- und Eisdatenzentrums der USA (NSIDC), Mark Serreze.

Am Tag der größten Ausdehnung, dem 24. März, bedeckte das Eis im Nordpolarmeer demnach nur 14,52 Millionen Quadratkilometer. Seit 37 Jahren wird den Angaben zufolge die Eisfläche mit Satelliten vermessen - die 13 kleinsten Höchstwerte stammen aus den vergangenen 13 Jahren.

Ein Eisberg in der Arktis

Associated Press

Eisberg in der Arktis

Das Arktiseis beeinflusst das Klima der Erde, weil es Sonnenlicht und Hitze reflektiert, die ansonsten das Wasser aufnehmen würde. So bleibt die Nordhalbkugel kühler. Forschern zufolge schrumpft das Eis seit Jahrzehnten, was zur globalen Erwärmung beitragen könnte.

Auch auf Grönland hatte kürzlich eine ungewöhnlich frühe Eisschmelze Wissenschaftler verblüfft. Im Süden der Insel war es vor etwa zehn Tagen fast 18 Grad warm.

science.ORF.at/dpa

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