Die bedrohten Schildkröten schlüpfen

Batagur-Schildkröten gehören zu den am stärksten gefährdeten Arten weltweit. Grazer Forscher versuchen sie zu retten: In einer Forschungsstation schlüpft gerade aus Eiern Nachwuchs – per 24-Stunden-Webstream kann man das ab sofort live mitverfolgen.

„Im März hat das größte bekannte Exemplar der Batagur-Schildkröte 31 Eier gelegt“, sagt der Zoologe Peter Praschag von der Grazer Zucht- und Erhaltungsstation „Turtle Island“. „19 von ihnen haben sich weiter entwickelt und werden schlüpfen.“

Hier ist Geduld gefragt: die 19 Schildkröten schlüpfen in den nächsten Tagen nacheinander

Batagur baska: So heißt die Flussschildkröte im Fachlatein. Sie lebt vor allem in Ostindien und im südlichen Bangladesch, wird rund 30 Kilogramm schwer und 60 Zentimeter lang. Der Grund, warum sie zu den 100 am stärksten bedrohten Arten weltweit gehört: Ihr Fleisch und ihre Eier gelten als Delikatesse. Zwar steht die Batagua-Schildkröte schon lange unter Naturschutz – in den von Armut geprägten Verhältnissen ihrer Heimat ist das aber keine Überlebensgarantie.

„2009 waren der Wissenschaft weltweit nur noch elf lebende Exemplare in Freiheit bekannt“, erzählt Praschag. Durch Zuchtprojekte ist die Zahl mittlerweile wieder auf 200 angewachsen. In Österreich gibt es zwei Zuchtpaare: eines im Tiergarten Schönbrunn in Wien, das andere in Graz.

Im „Turtle Island“ lagern die Eier nun in einem speziell angefertigten Inkubator, welcher der natürlichen Umgebung entspricht – mit 30 Grad Lufttemperatur und einer Luftfeuchtigkeit von ca. 90 Prozent. In den nächsten Tagen werden die Schildkrötenjungtiere schlüpfen und in ein nahe gelegenes Aquarium wandern.

Doch nicht nur das wird zu sehen sein: Es sind auch Live-Interaktionen geplant, bei denen Peter Praschag beispielsweise die Eier aus dem Inkubator holt, noch nicht geschlüpfte Schildkröteneier durchleuchtet und so die innere Struktur sichtbar macht.

Die ganze Aktion findet im Rahmen der „Universum“-Dokumentation „Turtle Hero“ statt, die sich um Peter Praschag und seine Forschungsarbeit dreht und voraussichtlich im November 2016 ausgestrahlt wird.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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